Die Qual nach der Wahl – Südafrika und der ANC vor Riesenproblemen

Dr. Alexander von Paleske —- 6.6. 2024 —


Die Republik Südafrika, Afrikas stärkste Volkswirtschaft, hat gewählt. Die bisherige und wohl auch zukünftige Regierungspartei Südafrikas, der Afrikanische Nationalkongress (ANC), die Partei des Freiheitskämpfers Nelson Mandela, hat bei den Wahlen eine deftige Wahlschlappe erlitten: Sie stürzte von 57% auf knapp über 40% der Wählerstimmen ab, und verlor damit ihre absolute Parlamentsmehrheit.
Keine Überraschung: angesichts hoher Arbeitslosigkeit, wirtschaftlichem Niedergang, Stromabschaltungen wegen unzureichender Elektrizitätsversorgung und unregelmässiger Wasserversorgung vielerorts. Dazu die Korruption und hohe Kriminalitätsrate. Die Wähler haben die Partei Nelson Mandelas abgestraft, und die braucht jetzt zum Weiterregieren einen Koalitionspartner: ein weiteres Problem, das sich zu all den anderen Problemen dazugesellt.
Die anderen nenneswerten Parteien und potentiellen Koalitionspartner sind

1. Democratic Alliance (DA) mit knapp unter 22% der Stimmen: die „Partei der Weissen“, für Teile des ANC untragbar. Eine Partei, die ausserdem ein Programm der Kürzung von Sozialleistunmgen durchsetzten will – für den ANC ein „no go“.

2. MK, der Name des seinerzeitigen militärischen Arms des ANC, als er noch im Kampf gegen das Apartheidregime stand. An diese Tradiition will die Partei des wegen Korruption und Bereicherung aus Staatsgeldern verurteilten ex-Staatspräsidenten Jacob Zuma, der auf Rache sinnt, anknüpfen. Sie erhielt knapp 15% der Stimmen. Die Partei hat eine starke Basis in der Provinz KwaZulu-Natal, woher auch Zuma stammt, und wo sie 45% der Stimmen erhielt.

– Als Vorbedingung für eine Teilnahme an einer Koalitionsregierung fordert Zuma den Rücktritt von Präsident Cyril Ramaphosa und Neuwahlen. Er will das Momentum nutzen – . Keine Ausgangsbasis für eine Koalition.

– Zuma könnte in Kwa Zulu Natal noch die Unzufriedenheit der Massen schüren und dann Unruhen fördern, etwas, was es nach den ersten freien Wahlen 1994 nicht mehr gegeben hat: Ein Bürgerkrieg oder bürgerkriegsähnliche Zustände.

3. Economic Freedom Fighters (EFF) angeführt vom wortradikalen Populisten und Weissenhasser Julius Malema, der am liebsten alle weissen Farmer töten “Kill the Boer“, und den Rest der Weissen ausser Landes jagen würde, ansonsten den Staatskapitalismus einführen möchte, durch Verstaatlichung von Banken Fabriken, Minen etc.
Bahn, Fluglinie und Elektizitätsversorgung bräuchte er nicht mehr zu verstaatlichen, die sind bereits in staatlicher Hand – und entweder bankrott oder ziemlich dysfunktional.

Malema hat in der Vergangenheit, als er noch Mitglied im ANC war bewiesen, was er kann:

– tief in Korruptions- und Ausschreibungsbetrügereien in seiner Heimatprovinz im Norden Südafrikas verstrickt, und so rechtswidrig seinerzeit ein Millionenvermögen angesammelt.

– sich in die Politik der Nachbarländer Botswana und Zimbabwe eingemischt, so forderte er, als er Chef der ANC-Jugendliga war, die Absetzung der demokratisch gewählten Regierung Botswanas. Dann schmiss ihn der ANC raus.
.
– der nach seinem Ausschluss aus der Regierungspartei ANC es geschafft hat, eine neue Bewegung zu gründen, die sich EFF (Economic Freedom Fighters) nennt.

Diese „Freiheitskämpfer“, erkennbar an ihrem roten paramilitärischem Outfit, schwammen auf der Welle der Unzufriedenheit der unterprivilegierten Massen in den Townships Südafrikas, wo die Arbeitslosigkeit hoch, und das Programm zur Verbesserung der Wohnungslage nur schleppend vorankam

– Das demokratisch gewählte Parlament Südafrikas versuchte Malema in eine Art Kasperletheater zu verwandeln, störte unaufhörlich Debatten, überschwemmte es mit Misstrauensanträgen, und machte geordnete Partlamentsdebatten oft genug unmöglich, Mehrfach mussten er und seine „Freiheitskämpfer“wegen anhaltender Störungen hinauskomplimentiert werden.

Gewagtes Unternehmen
Der ANC könnte versucht sein, mit Malema, ihrem einstigen Mitglied, eine Koalition zu verabreden, mit dem Hintergedanken, ihn dann einzuhegen. Es wäre ein reichlich gewagtes Unternehmen, denn für eine Koalition hat Malema schon mal für sich den Posten des Finanzministers reklamiert. Verständlich: so kann er Staatsknete in Firmen seiner korrupten Buddies leiten und dabei ganz nebenbei den wirtschaftlichen Absturz Südafrikas beschleunigen.

Fazit:

Ohne Koalitionspartner bliebe dem ANC nur eine Minderheitsregierung mit Tolerierung durch die DA. Ein gefundenes Fressen für Malema und nun auch Zuma. Ein Misstrauensantrag nach dem anderen und Störungen im Parlament dürften die Folge sein.

Die Zeit drängt: Innerhalb von zwei Wochen müssen die 400 neu gewählten Parlamentarier einen Präsidenten wählen und eine Regierung bilden. Fest steht schon jetzt: Die negativen Nachwirkungen des Wahlausgangs dürften noch lange zu spüren sein.

Datenschutzerklaerung und Impressum

3 Gedanken zu “Die Qual nach der Wahl – Südafrika und der ANC vor Riesenproblemen

  1. ANC wird sich einen Koalitionspartner suchen und es wird sicher nicht die Partei sein die USA und Israel die Stiefel lecken.

    Die EFF haben viele Unterstützer in der jungen Bevölkerung. Einige bekannte, gebildete und erfahrene ehemalige ANC Politiker sind auch schon bereits zu den EFF gewechselt. Es gibt auch weiße Südafrikaner und viele Inder die sich EFF angeschlossen haben.

    „Kill the Boer“ muss man historisch betrachten wie „From the river to the sea Palestine will be free“ und nicht als Aufruf zum Massenmord.

    Die noch relative junge Demokratie wird jetzt noch mehr demokratisch.

    Der ANC wird vermutlich eine Koalition mit seinen „Kindern“ eingehen, um eine Regierung zu bilden.

    Julius Malema kann über die Sozialen Medien sehr schnell Massen in Bewegung setzen. Als Weissenhasser nehme ich ihn nicht wahr. Er will und propagiert eine gerechtere Aufteilung während er Klamotten von exklusiven Edelmarken der weißen Elite trägt. Er kann die jungen (und arbeitslosen) Menschen auch für gute Absichten mobilisieren.

    Populisten die viel Unsinn reden gibt es auch bei der Democratic Alliance. Weiße Rassisten wählen bevorzugt diese Partei.

    Viele Weiße in der Provinz Western Cape, die von der DA besser als viele andere Provinzen regiert wird, wünschen sich eine Abspaltung vom Rest der Republik. Die Stimmung habe ich schon vor über zehn Jahren wahrgenommen. Daraus wird aber nichts.

    Viele Weiße würden gern das Land verlassen, aber so einfach kann man als Südafrikaner nicht mehr nach Australien, Neuseeland oder England auswandern. Für Rechtsanwälte zum Beispiel stellt dies auch ein Problem dar diesen Beruf im Ausland weiter ausüben zu können.

    Südafrika ist ein reiches Land. Alles in die Bildung und „Bring back the Scorpions (under the justice department)“.

    Like

  2. Ramaphosa will unbedingt an der Macht bleiben. Da bin ich mal gespannt wie lange das gut geht. Sechs Monate? Die DA wird versuchen einiges zu zerschiessen. Die DA steht auf der Seite der Zionisten und Prokriegsaktivisten. Das bedeutet Anti-BRICS, Pro-NATO, Pro-Genozid, Pro-Waffengang, Pro-US-Waffenmafia, Pro-Krieg, Pro-Zerstörung usw. Die Mehrheit der Südafrikaner stehen auf der anderen Seite. Das wird noch lustig.

    Ramaphosa hat die Wahl verloren. Er hat der ANC viele Stimmen gekostet und klebt weiterhin auf seinen Stuhl. Er hätte zurücktreten sollen. Er war lange genug Präsident. Die ANC wird weiter Unterstützung verlieren. Es wird wohl auch unruhiger.

    Frau Naledi Pandor hätte das Amt übernehmen sollen. Sie hat ein Rückgrat und wird geachtet.

    Armes Südafrika. Mit der DA am Ruder wird das nichts. Das sieht man jetzt schon.

    Like

    • Sechs Monate hatte ich prognostiziert. Das war zu optimistisch. In ein paar Wochen ist der Spuk mit der DA auf der Brücke wieder vorbei.

      Ramaphosa hat zweimal die Wahl verloren. Diesen Fakt sollte er eingestehen und den Posten endlich räumen. 2019 hat er 19 Sitze und 2024 gleich 71 Sitze für seine Partei im Parlament verloren.

      Naledi Pandor soll das Ruder übernehmen und sich mit Malema und Zuma einigen, wenn es nach mir ginge.

      Like

Hinterlasse einen Kommentar