Ueberfischung und Tiefseeschürfen: Desaster nicht nur für die Meeresökologie

Dr. Alexander von Paleske —– 6.4. 2021 ——-

Karfreitag ist vorbei, der Fisch ist  gegessen. Nicht  nur am Karfreitag wird Fisch gegessen: Deutsche verspeisen pro Jahr rund  13 Kilo Fisch, der meiste  davon importiert, nur 25% sind eigene Erzeugnisse. Aber der grösste Teil  der Wildfische  die hier gesessen werden sind mittlerweile bedroht (FAZ)

Der Hunger nach Fisch bei einer weiter zunehmenden Weltbevölkerung führt zu einer gnadenlosen Jagd nach ihm auf allen Weltmeeren: Eine Jagd nach immer weniger Fisch

 Allerdings ist es kein “Krieg der Meere”, wie die FAZ schreibt,  die wohl kaum gegeneinander Krieg führen können, sondern eim Kampf um die Ressourcen der Meere, Fische und Rohstoffe, der mit immer härteren Bandagen.ausgefochten wird.

FAZ vom 22.3. 2021 ……Krieg der Meere?

Kaum bekannt

Im allgemeinen ist  nicht bekannt,  wo der Fisch herkommt herkommt, unter welchen Bedingungen er gefangen wird, und welche Konsequenzen dieser Fischfang für die Meere und die Bevölkerung der Küstenländer hat.

Eldorado auf den Ozeanen

Anders als in den Gewässern der EU und Grossbritanniens, wo zum Schutze vor Ueberfischung strikte  Fangquoten bestehen, herrscht in weiten Teilen der Küstengewaesser der Südhalbkugel  ein Eldorado für alle Arten von Ueberfischern: Raubfischer ohne jegliche Lizenz, bis hin zu Lizenzinhabern per Korruption und/oder Unterbezahlung.

Schein-Oekologie

Gern essen die Deutschen auch Lachs, der kommt vorwiegend aus Aquakulturen. Also doch ökofreundlich könnte man meinen. Weit gefehlt: um ein Kilo Fisch in der Aquakultur zu züchten werden 25 Kilo Fischmehl benötigt. Fischmehl, das wiederum grösstenteils aus  Fischen von  überfischten Ozeanen gemacht wird. Nur pflanzlich sich ernährende Fische wie Karpfen brauchen das nicht.

 Hinzu kommt vielfach noch  die Antibiotikaverfütterung mit ihren Folgen.

Schon vor Jahren

Vor 11. Jahren wurde hier erstmals berichtet:


Frisch auf den Tisch, oder: wie gut dass kaum jemand weiss, was an einigen Fischen klebt, die auf dem europäischen Esstisch landen::


Was die Umweltorganisation Environmental Justice Foundation http://ejfoundation.org/
herausfand, kann mehr als nur den Appetit verderben.

Vor den Küsten Afrikas, insbesondere Westafrikas breitet sich eine neue Pest aus: die Piratenfischerei.

Registriert sind diese bis zu 40Jahre alten Fischfangschiffe, besser als Seelenverkäufer zu bezeichnen, in Ländern wie Südkorea, Vietnam etc ., und fahren nicht selten ohne die üblichen Sicherheitsvorkehrungen.


Rostige Seelenverkäufer und Leerfischer

Täuschung und Sklaverei
Die offiziellen Reeder sind meistens dubiose Briefkastenfirmen , die den wahren Eigentümer verschleiern sollen, um damit jegliche Strafverfolgung unmöglich zu machen.

Die Schiffsbesatzungen stammen fast ausschließlich aus Dritte Welt Ländern, und müssen oftmals bis zu 18 Stunden am Stück schuften, bei Temperaturen bis zu 40 Grad Celsius. Und sind noch erbärmlichen Gestank ausgesetzt , beäugt von jeder Menge Kakerlaken.

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Moderne Sklavenarbeit

Die Besatzungen dieser Fischpiraten-Trawler werden oftmals nicht in Geld, sondern in Fisch entlohnt..
.
Diese Fischereipiraten benutzen engmaschige Netze, die am Meeresboden schleifen, dadurch Zerstörungen an Korallenriff anrichten, und alles fischen, was sich im Wasser bewegt, sodass 80% des Fangs anschließend wieder über Bord geht – tot versteht sich -, zu Tierfutter oder Fischmehl für Aquakulturen verarbeitet wird, oder die Besatzungen werden mit kleineren Booten an Land geschickt, um dort Fisch zu verkaufen, der ungeeignet für den Export ist.

Das Resultat: Leerfischen und Zerstörung des Ökosystems. Außerdem wird den lokalen Küstenfischern dadurch die Existenzgrundlage entzogen.


Die meisten Länder Westafrikas, deren Küsten so leergefischt werden, haben nicht die nötigen Resourcen, um diesem Treiben einen Riegel vorzuschieben.”

Noch wesentlich schlimmer

In den vergangenen 11 Jahren ist die Lage allerdings noch wesentlich schlimmer geworden.

Im November 2019  wurde hier berichtet:

34 gigantische Fabrikfangschiffe der North Atlantic Fishing Company NAFC „besuchen“ regelmässig die westafrikanische Küste, wie die britische Zeitung Guardian berichtete.
Neun europäische Schiffseigner haben sich zu der Pelagic Freezer Association zusammengeschlossen, und machen zusammen beste Lobbyarbeit.

50 Tonnen pro Tag
Ein grosses Fabrikfangschiff, oftmals mit EU-Geldern unterstützt, kann 250 Tonnen Fisch pro Tag verarbeiten.
 

235.000 Tonnen Fisch werden so pro Jahr in den westafrikanischen Gewässern gefangen, weit jenseits der Erholungsmarke für die Fischbestände.

Die Folge: Die lokalen Fischer, von denen 60 Boote in einem Jahr so viel fangen können, wie ein Fabrikfangschiff an einem Tag, kommen mit immer weniger Fischen zurück.

Die Ozeane werden von den Fabrikfangschiffen und Raubfischern, von denen viele aus China, Russland, Südkorea und Indien kommen, leergefischt.

Die Folgen für die lokalen Fischer sind katastrophal: die Fänge sinken: 75% in den Jahren 2002 bis 2012 in Senegal, und so sinken dann die Einkommen. Tausende Fischer in westafrikanischen Kuestenländern wurden so in den letzten Jahrem arbeitslos. Mehr noch:  Preiswerte proteinreiche Nahrung verschwindet vom Speisezettel der lokalen Bevölkerung. Unterernährung kann sich insbesondere in Staaten mit ohnehin prekärer Ernährungslage ausbreiten.

Am Ende könnte es, wie in Somalia, einen Berufswechsel der Fischer geben: Zur Piraterie.


Zusammengefasst die Folgen des Ueberfischens:`

  • Zerstörung der Existenzgrundlage der lokalen Fischerei
  • Verhinderung des Aufbaus einer lokalen Fischverwertungsindustrie
  • Verminderte Versorgung der lokalen Bevölkerung mit proteinreichem Fisch
  • Schliesslich Kollaps der Fischgründe durch Überfischung
  • Hungersnöte
  • Migration nach Europa. Im Senegal lebten bisher rund eine Million Menschen direkt und indirekt vom Fischfang. Die um sich greifende Arbeitslosigkeit fördert wiederum die Migration nach Europa.


EU schaut weg

Die EU ist bei der Leerfischung der Ozeane ein vergleichsweise  kleinerer Player, wie die nachfolgende Grapik zeigt. Der grösste Fischer jetzt: Die Volksrepublik China


Die EU ist aber  grösster Importeur von Fischen und anderen Meerestieren,  und  schaut weg, nein, sie fördert das sogar, wie ein Fischfangabkommen im Jahre 2014 mit dem Senegal überdeutlich zeigt. Strikte EU-Regeln, wie das Verbot des Beifangs spielen hier keine Rolle. Auch eine engmaschige Kontrolle findet nicht statt.

 Aenderung nur durch internationale Schutzabkommen

Eine durchgreifende  Aenderung  lässt sich nur durch internationale Abkommen erreichen, vergleichbar dem Pariser Klimaabkommen. Dazu müsste die dringende Notwendigkeit  für durchgreifenden Aenderungen in Europa Eingang in die Politik gefunden haben, das Problem in seiner ganzen Schärfe erkannt werden. Das ist bisher selbst bei den Grünen nur rudimentär zu erkennen,  bei den anderen Parteien so gut wie gar nicht.

Als nächstes  wäre eine enge Zusammenarbeit, gerade auch mit China, erforderlich,  als letztes Mittel schliesslich Importverbote.

 Mit der Konfrontationspolitik westlicher Länder in Sachen Hongkong, Uiguren und Taiwan fehlt  jedoch die Basis für eine dringend notwendige Zusammenarbeit mit China.

Ebenso Ausbeutung auf dem Meeresgrund

Auch die Ausbeutung der Ressourcen vom Meeresgrund, wo mittlerweile die Vorbereitungen für die Jagd nach Rohstoffen, insbesondere seltene Erden wie Lanthanum, Cerium, , Cerium, Neodymium, Ytterium und Lutetium, begonnen haben bedroht  das Oekosystem der Meere.

Insbesondere die Energiewende schafft einen Riesenbedarf für diese Rohstoffe. Bei der Herstellung, insbesondere von Akkus fuer Elektoautos, aber auch bei  der Herstellung von Solarpaneelen, sowie bei der  Herstellung von  Turbinen für Windräder.

Monopolstellung Chinas

Mehr als 80% der seltenen Erden werden gegenwärtig in China gefördert, was dem Land zur Zeit eine Art Monopolstellung verschafft.

Aber auch die Chinesischen Küstenregionen, und die die Gewässer vor den von China beanspruchten Inseln im südchinesischen Meer sind offenbar reich an seltenen Erden.Verständlich deshalb, dass China ein so grosses Interesse an diesen Inseln hat, und seine Militärpräsenz dort Zug um Zug verstärkt.

Claims werden abgesteckt, auch Deutschland ist dabei, aber als vergleichsweise kleinerer Player.

Umweltorganisationen wie der WWF und Greenpeace, auch viele Meeresforscher, sind alarmiert.Die Meeresforschung weiss über diese Oekosysteme am Meersboden relativ wenig.. Gerade  deshalb birgt Tiefsee-Bergbau im großen Stil grosse Risiken durch  große Sedimentwirbel und Trübungswolken im Wasser, veränderte Nährstoffkreisläufe, globale Auswirkungen auf die Fischerei.

Ein Kernproblem ist dabei die sogenannte Trägheit des ozeanischen Systems in der Tiefe. Vieles passiert dort quasi im Zeitlupentempo. Anders gesagt: Was einmal kaputt geht, droht unumkehrbar dahin zu sein.

Aus diesem Grunde muss ein Moratorium her, das aber wiederum nur in Zusammenarbeit aller beteiligten Nationen insbesondere China erreichbar ist.

Die Zeit drängt, nicht weniger als  beim Klimawandel

Fischfang vor Westafrika – Kein Ende der katastrophalen Überfischung in Sicht

https://oraclesyndicate.twoday.net/stories/raub-und-leerfischerei-aus-fremden-landen-frisch-auf-den-eu-tisch/

https://oraclesyndicate.twoday.net/stories/guten-appetit-europa-fischfangsklaverei-und-umweltzerstoerung/

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