Zimbabwe: Tote und Verletzte – nach der Wahl: Substanzlose Tweets und Einsatz der Armee gegen Demonstranten

Dr. Alexander von Paleske,  Bulawayo/Zimbabwe    —-    2.8. 2018
In unserem Artikel vor der Wahl wurde hier das zweifelhafte Demokratieverständnis des Oppositionsführers Nelson Chamisa (Alliance MDC) kritisiert. Der hatte in einem Interview – vor der Wahl – mitgeteilt, er habe die Wahl bereits gewonnen. Dies twitterte er nach der Wahl erneut, aber diesmal verschärfte er seine Rhetorik: Jetzt redete er von Wahlbetrug.

DSC03309.jpg

Nelson Chamisa     ……Anhänger aufgestachelt

 

DSC03371.jpg

Friedliche Wahlen
Der Wahlkampf und die Wahlen  waren insgesamt ruhig verlaufen – anders als die vorangegangenen Parlments- und Präsidentschaftswahlen. Das konnte auch der Verfasser anässlich eine Reise zu einer Beerdigung von Bulawayo nach Rusape feststellen .

Früher regelmässig Terror und Wahlbetrug
Unter Präsident Robert Mugabe, der im vergangenen November durch einen unblutigen Putsch aus dem Amt gejagt worden war, hatte die Regierungspartei ZANU/PF den Wahlsieg der Opposition regelmässig insbesondere von 2002 bis zum Jahre 2009 durch Wahlfälschung und Einschüchterung der Wähler, durch teils blutigen Terror“, insbesondere in den ländlichen Gebieten, wo mehr als 70% der Bevölkerung leben, gestohlen,”
Im Jahre 2014 zeichnete sich erstmals eine Aenderung ab: die Opposition verlor die weit weniger durch Gewalt gekennzeichneten Wahlen, massgeblich durch das opportunistische Verhalten und Griff in die Parteikasse des mittlerweile verstorbenen Oppositionsführers Morgan Tsvangirai.

Alles anders
Diesmal war jedoch alles ganz anders: Wahlbeobachter, auch aus der EU, den USA – , – erstmals seit den Wahlen 2000 wieder eingeladen – sowie der Statengemeinschaft des südlichen Africa (SADC), waren im grossen und ganzen mit der Wahldurchführung zufrieden.
Zwar bemängelten sie einige Unregelmässigkeiten, jedoch eine deutliche Verbesserung gegenüber allen vorausgegangenen Wahlen nach 1980.
Oppositionsführer Nelson Chamisa, der bereits für sich und seine Anhänger im Voraus das Wahlergebnis festgestellt hatte – nämlich ihn und seine Partei MDC als Sieger – und seine Anhänger aufforderte, das “korrekte” Wahlergenis durch Protestaktionen sich “zu holen”, taten gestern genau das: Frustriert durch die für die Opposition miserablen Ergebnissse in den jetzigen Parlamentswahlen – die Regierungspartei ZANU/PF gewann 2/3 der Parlamentssitze , die Opposition jedoch weniger als selbst bei den Wahlen im Jahre 2000 – und ungeduldig, weil die Ergebnisse der Präsidentschaftswahl immer noch nicht bekannt gegeben wurden, gingen sie auf die Strasse. Prompt kam es zu Gewaltausbrüchen , die von der Regierung unter Einsatz des Militärs niedergeschlagen wurden. Dabei wurde auch scharf geschossen.

DSC03337.jpg

Demonstranten gestern

DSC03384.jpg

Armee gegen Demonstranten in Harare

 

Tote und Verletzte

Die Bilanz: Sechs  getötete Demonstranten, mehrere Verletzte.
Oppoositionsführer Chamisa erklärte soglich, er habe nicht zu gewaltsamen Demonstratiosnen aufgerufen.Wohl wahr. Aber er hatte seine Anhänger mit substanzlosen Tweets aufgestachelt.
Kann verzichten
Nach Jahren des Mugabe-Terrors und grandioser Misswirtschaft kann Zimbabwe gut darauf verzichten.
Allerdings sollte dabei nicht vergessen werden, dass nach einer langen Periode von Gewalt seitens der Regierungspartei ZANU/PF bis zu Wahlfälschungen, das Misstrauen der Bevölkerung in die offiziellen Wahlergebnisse nur allzu verständlich ist.

Hinterlasse einen Kommentar