Pilzinfektionen auf dem Vormarsch, Pharmakonzerne auf dem Rückzug

Dr. Alexander von Paleske      —–      7.5. 2019    ———–

Pilzinfektionen  (Mykosen) sind auf dem Vormarsch 
Von den weltweit existierenden rund eine Million Pilzarten werden rund 150 Arten als primäre Krankheitserreger für den Menschen eingestuft.. Weit überwiegend handelt es sich um Mykosen der Haut.

25% der Menschen weltweit leiden im Verlauf ihres Lebens an mindestens einer Pilzinfektion der Haut wie z.B. Fusspilz.


Mykosen befallen vorwiegend – aber nicht nur – Abwehrgeschwächte, angefangen mit den Diabetikern, deren Zahl weltweit ständig deutlich zunimmt, wobei der gängige Spruch lautet: der Pilz endeckt den Diabetes früher als der Arzt. Mit anderen Worten; Wenn eine Mykose  diagnostiziert wird, sollte der Patient auch auf Diabetes untersucht werden.

Aber es ist nicht nur die deutlich zunehmende Zahl von Diabetes: ebenso die intensive Behandlung mit Breitspektrumantibiotika. Auch die “Pille” kann zum vermehrten Auftreten von Vaginalsoor führen.


Gefährliche Invasion


Anders als Mykosen der Haut, können invasive Pilzinfektionen – sofern die Erreger die Fähigkeit haben, über den Blutstrom oder die Atemwege interne Organe zu besiedeln – sehr schnell lebensbedrohlich werden.

Schätzungsweise rund 13 000 Patienten werden in Deutschland jährlich Opfer invasiver Mykosen,


In Europa werden 7 bis 15 Prozent aller nosokomialen, also im Krankenhaus erworbenen Infektionen,     durch Pilze, vorwiegend Candida, verursacht.    Bei Septikämien von Intensivpatienten gehören sie zu den fünf häufigsten Erregern. Entscheidend für die Prognose ist in diesen Fällen eine frühzeitige Therapie. Bei Abwehrgeschwächten, wie Krebspatienten, (speziell nach der Behandlung mit Zytostatika), und HIV-AIDS-Kranken, breitet sich die Pilzinfektion mit Candida (Soor) 
oftmals in der Mundhöhle aus, und kann von dort aus auch zu invasiven Pilzinfektionen führen, wenn also Organe wie die Lunge betroffen sind, Im fortgeschrittenen Stadium der Immunschwäche kann es bei dieser Personengruppe auch zu Infektionen von Gehirn und Lymphknoten mit dem Pilz Cryptococcus oder zu Haut- und systemischen Infektionen mit dem Pilz Histoplasma (Histoplasmose) kommen.

Mundschleimhaut, Soor (weisse Belaege)


Histoplasmose, Hautinfiltrate


Aspirat – uebersaet mit Histoplasma – Fotos: Dr. v. Paleske

Unterschätztes Problem
Das Problem der invasiven Pilzinfektion wird unterschätzt, so sagt die Biologin Sarah Gurr von der Universität von Exester.


Vor 9 Jahren haben Pathologen der Uniklinik Frankfurt bei jeder zehnten Sektion eine invasive Pilzinfektion. gefunden.   30 Jahre zuvor war es noch jeder Fünfzigste gewesen. »

Therapeutische Fortschritte und Resistenzen
Eine ganze Reihe von wirksamen Medikamenten wurden insbesondere gegen Mykosen der Haut, aber auch gegen invasive Pilzinfektionen entwickelt, Details siehe hier.
Aber: Wie schon bei den Antibiotika, so hat auch deren   weitverbreitete Anwendung in Humanmedizin und Landwirtschaft mittlerweile zu erheblichen Resistenzen geführt,
Die Resistenzen kommen auch aus den in der Landwirtschaft eingesetzten Fungiziden, die Azole   enthalten, eine  der wichtigsten Wirkstoffklassen, sowohl in lanwirtschaftlichen Fungiziden, wie in den meisten der  Humanmedizin eingesetzten antifungalen Medikamente-. Gruppen,
Wenn man sich die Ausbreitung der Resistenzen auf einer Weltkarte als Film anschaut, dann sieht man 40 Jahre an Daten in fünf Sekunden. Da erkennt man sofort das ungeheure Fortschreiten der Resistenz von Pilzen gegen die Azole: sowohl in Pflanzen als auch beim Menschen. Man sieht, dass überall Azol-resistente Pilze auftauchen.

Im Detail:

8 Prozent der Candida-glabrata-Stämme – hinter Candida albicans der zweitwichtigste Erreger von Hefepilz-Sepsen – ist mit Echinocandin nicht mehr beizukommen, vor zehn Jahren war es noch die Hälfte. Auf den Secondline-Wirkstoff Fluconazol sprachen die Keime schon zuvor oft nicht mehr an.

Der Anteil der Aspergillus-Pilze, gegen die Azol-Antimykotika nicht mehr helfen, liegt inzwischen ebenfalls bei bis zu 6 Prozent. Tendenz: Steigend

Neue Gefahren
»Vorsicht neuer multiresistenter Krankenhauskeim«, verkündete vor drei  Jahren  die Gesundheitsbehörde CDC in den Vereinigten Staaten.Vor acht Jahren war den US-Amerikanern und ihren internationalen Kollegen Candida auris in Japan erstmals aufgefallen, als scheinbar harmloser Erreger von Ohrenentzündungen. Inzwischen hat der Hefepilz in sieben weiteren Ländern Blutvergiftungen und Wundinfektionen verursacht. In indischen und südkoreanischen Kliniken kam es sogar zu kleinen Epidemien. Deshalb sah die CDC nun Anlass, Alarm zu schlagen. Denn Candida auris ist gegen drei der wichtigsten Antimykotika-Klassen resistent und könne deshalb zu einer sehr großen therapeutischen Herausforderung  werden


In Vancouver Island (Kanada) , hat sich der Pilz  Cryptococcus gattii eingenistet, mehr als zweihundert Menschen infiziert, und fast zwanzig von ihnen das Leben gekostet. Das Besondere: er infiziert auch  Gesunde.

Eigentlich ein Tropenkeim, hat er sich wohl mit einem einheimischen Verwandten gepaart und neue Eigenschaften erworben
Auch in Deutschland scheint der Pilz regelmäßig vorzukommen, berichtet Privatdozent Dr. Volker Rickerts, der zuständige Experte vom Robert Koch Institut. Mindestens einmal jährlich wird er bei Menschen und Haustieren entdeckt.
Und die Dunkelziffer der Patienten mit einer entsprechenden Lungenentzündung könnte noch höher liegen«, so der Infektiologe. Vancouver Island zeigt seiner Meinung nach vor allem eines: »Pilze sind keine statischen Wesen. Sie können sich jederzeit verändern – auch in Weisen, die wir nicht vorhersehen können.« 

Neue Medikamente dringend erforderlich

Die Welt braucht neue Mittel gegen Pilzinfektionen im Breich der Humanmedizin,und zwar nicht nur gegen bisher als Krankheitserreger bekannte Pilze, sondern auch gegen neu auftretende.
 
  Aber, wie bei der Neuentwicklung von Antibiotika, sieht es hier alles andere als gut aus.
Wie für Antibiotika gilt auch für die antifungalen Medikamente: Sie werden – anders als Medikamente für chronische Erkrankungen – nur für eine limitierte Zeit, also Tage, bestenfalls Wochen, eingesetzt und nicht Monate bzw. Jahre, wie z.B. in der Behandlung von Krebserkrankungen

So lohnt sich der Forschungsaufwand im Hinblick auf die zu erwartenden Profite meistens nicht – anders als noch in den 50er, 60er und 70er Jahren, wo die Entwicklungskosten für ein Medikament etwa ein Zehntel dessen betrugen, was es heute kostet.

Bessere Zeiten
Die 60er und 70er und 80er Jahre können als die goldene Zeit der Antiinfektiva bezeichnet werden.
Insbesondere die Deutschen Firmen Bayer_AG und Hoechst AG , brachten in dieser Zeit hervorragende  Breitspektrumantibiotika aiuf den Markt: Bayer das Azlocillin und Mezlocillin, schliesslich Ciprofloxacin, und das antimykotische Medikament Canesten .

Die Firma Hoechst entwickelte unter anderem das Cefotaxim (Claforan), ein Superantibiotikum  – damals.

Gegen diese Medikamente gibt es jetzt Resistenzen. Aber, wie schon die Pharmariesen Novartis und Pfizer, werden in diesem Forschungebereich Stellen gestrichen und Abteilungen dichtgemacht.


Monsanto, statt mehr für die Forschung
Die Firma Bayer, statt mehr Geld in die Forschung zu stecken, kauft die image-belastete Firma Monsanto für 63 Milliarden US Dollar, kürzt jetzt über 900 Stellen in Forschungsbereich, und hat, statt eine Vielzahl neuer Medikamente alsbald vorzuweisen, mehr als 10.000 Klagen wegen behaupteter Gesundheitsschädigung durch das von Monsanto entwickelte und seit Jahrzehnten vertriebene Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat am Hals.

Glyphosat, von der UN-Organisation IARC  als möglicherweise krebserzeugend eingestuft.

Es war einmal
Die Firma Bayer war ein Symbol für innovative Medikamentenentwicklung, die dazu beitrug, Deutschland zur “Apotheke der Welt” zu machen, ebenso Hoechst.


Die Firma Hoechst existiert  nicht mehr, „zerschlagen“: Der Chemiebereich abgespalten, und als  Celanese die Börse gebracht.  Der Pharmabereich zunächst mit der französischen Firma Rhone-Poulenc  zu Aventis  verschmolzen, und schliesslich von der französischen Firma Sanofi  “geschluckt”.

Fazit:

 Die Infektionen nehmen zu, die verfügbaren Medikamente  jedoch  keineswegs   im unbedingt erforderlichen Umfang

Ein Gedanke zu “Pilzinfektionen auf dem Vormarsch, Pharmakonzerne auf dem Rückzug

  1. weniger unnötigen Pharma Müll fressen und Bewegung, dann würde es Allen besser gehen und bei den Lebensmittlen identisch. Das Meiste hat unnötigen Zucker, zuviel Zucker das Grund Problem

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