Der Handelskrieg USA mit China, die Thukydides Falle, und Trumps Zähne

Dr. Alexander von Paleske      —-    26.5. 2019  —–

Trumps Handelskrieg gegen China läuft auf vollen Touren: er will China in die Knie zwingen, ein Handelsabkommen nach seinen Vorstellungen zu akzeptieren. Also erhöhte US-Präsident Trump die Import-Zölle als Massnahme gegen das Handelsbilanzdefizit.


Im Gegenzug folgte prompt die Erhöhung der Einfuhrzölle auf US-Waren nach China, vorwiegend landwirtschaftliche Produkte. Damit zielt China insbesondere auf die “Supportbase” Trumps: US- Farmer, die jetzt heftige Absatzverluste zu beklagen haben.

Noch eine Lüge Trumps
Trump behauptet, China müsse diese Strafzölle bezahlen. Das ist mitnichten zutreffend, denn die Zollerhöhungen werden über Preiserhöhungen der US-Importeure an die US-Konsumenten weitergegeben.

Es ist eine der vielen Lügen,  die Trump verbreitet. China wird allerdings von dem durch Preiserhöhungen verursachten Absatzrückgang  getroffen.

Nach den Zöllen Sanktionen gegen Tech-Giganten Huawei
In seinem Drang, die Chinesen maximal unter Druck zu setzen, will er nun dem chinesischen Tech-Giganten Huawei 
durch Sanktionen die Luft abschnüren.
Huawei ist ein chinesisches High-Tech Unternehmen mit rund als 180.000 Beschäftigten, und hat sich in der Vergangenheit zu einem hochinnovativen Tech-Konzern entwickelt, mit den Schwerpunkten Internet-Handys und Netzausrüstuing für den Mobilfunk.


 In der neuen Netz- Technik 5G  hat  es die Konkurrenten Nokia,    Ericsson und den US-Netzausrüster-Giganten Cisco entweder abgehängt, oder mit ihnen gleichgezogen, und ist ist dazu noch billiger.

Zweierlei Angriff
Trump hat nun auf zweierlei Wegen gegen Huawei zugeschlagen:

  1. Die Aufträge für die Netzausrüstung mit 5G- sollen weltweit wegen angeblicher (unbewiesener) Spionage über die Netze nicht an Huawei gehen – ein Schelm der nicht gleich an Konkurrenzvorteile für US- Firmen denkt. In den USA ist Huawei damit aus diesem Geschäft, aber andere Länder haben bereits nachgezogen – aus blanker Furcht vor US Strafmassnahmen wie Weigerungs des Austauschs von Geheimdienstinfos u.s.w.   Deutschlands Telekom – bisher – jedoch noch nicht. Andere Firmen wie Bosch und SAP prüfen jedoch bereits ihre Zusammenarbeit mit Huawei.
  2. Das Handy-Geschäft von Huawei soll ebenfalls sabotiert werden, indem US-Konzerne die Zusammenarbeit mit Huawei aufkündigen müssen.
  • Google keine Lizenzen mehr Huawei für das Betriebssystem Android  in neuen Handys erteilt,
  • Hardware soll nicht mehr geliefert werden, damit so recht schnell Huawei -Handys vom Markt verschwinden, im Augenblick sind sie dort die Nr. 2 nach Samsung .
Angriffsziel Donald Trumps

Ohne Zweifel ist das ein schwerer Schlag für Huawei. Trump hat aber anklingen lassen, mann könne das “Problem Huawei” bei positivem Ausgang der Handelsgespräche auch lösen.
Mit anderem Wort: Trump will durch maximalen Druck erreichen, dass die Chinesen zu Kreuze kriechen.

Absteiger gegen Aufsteiger
Trump führt den klassischen Kampf einer absteigenden Macht (USA) gegen eine neu aufsteigende (China). Das hat in der Vergangenheit oft genug zu Kriegen geführt, in der Geschichte der letzten 500 Jahre in 12 von 16 Fällen, darunter zwei Mal durch die Rivalität zwischen Deutschland und England.

Die Geschichtswissenschaft spricht von einer Thukydides Falle (Thukydides trap)  im Augenblick sieht es noch nicht danach aus, obgleich eine militärische Auseinandersetzung – im Gegensatz zu noch vor 10 Jahren – nicht mehr undenkbar ist, z.B. im Südpazifik.
China rüstet sich für eine deratige Auseinandersetzung, es hat mittlerweile mehr Kriegsschiffe als die USA, ist selbst aber nicht an einer kriegerischen Auseinandersetzung interessiert.

Trumps Punktsieg?
Wie bei einem Wettkampf beurteilt die US-Wirtschaftsnachrichten-Agentur Bloomberg wer gegenwärtig mehr Punkte in der Auseinandersetzung erzielen könnte.Zur Zeit steht es 5:4 für die USA.

Ein gewaltiger Irrtum
Trump wird mit seiner Strategie aus zwei Gründen mittel- und langfristig keinen Erfolg haben:

  1. Als vor mehr als 100 Jahren Deutschland die aufsteigende Macht in Europa war, und die Vormachtstellung der Briten bei Industrie-Produkten beeinträchtigte, zwang es Deutschland, auf seine Waren “Made in Germany” zu schreiben.
    Der Schuss ging nach hinten los, denn deutsche Produkte konnten mit diesem Zwangslabel , dank der Qualität, den Briten erhebliche Marktanteile abjagen.
    Aehnlich, wenn auch etwas anders, düfte es jetzt mit Huawei laufen:
    Durch die Verweigerung der Lizenzen für das Android- Betriebssystem wird Huawei ein eigenes Betriebssystem entwickeln – angeblich schon in der Schublade – und damit als milliardenschwerer Kunde für das US- Unternehmen Google ausscheiden.
  2. Gleiches gilt für die Hardware- Komponenten. Die US-Firmen , die bisher an Huawei glänzend verdienten, sind bereits in heller Aufregung.  Für  Huawei wird es zwar vorübergehend zu Produktionseinschränkungen kommen, aber letztlich würden die US- Firmen den Kürzeren ziehen Zusätzlich könnte China den US-Internet-Handys, vor allem also Apple mit seinem IPhones, den riesigen chinesischen Markt versperren.

Lehren aus der Geschichte

China, mit seiner 5000 Jahre alten Geschichte, war von ausländischen Mächten besetzt und gedemütigt worden, wie im Opium-Krieg durch die Briten und in dem ersten und zweiten   japanisch-chinesischen Krieg..
Seit Ausrufung der Volksrepublik China im Jahre 1949 ist es damit vorbei.

  • In den Korea-Krieg schickte China 2 Millionen Kriegsfreiwillige und verhinderte damit, dass das gesamte Korea von US-Truppen besetzt wurde.
  • In den Auseinandersetzungen am Ussuri mit der damaligen Sowjetunion liess sich China auch von der Atommacht Sowjetunion nicht einschüchtern.
  • Bereits zuvor hatte es den Abzug der sowjetischen Entwicklungshelfer und Techniker in den 60er Jahren – nach anfänglichen Schwierigkeiten – überstanden.
  • auch Vietnam bekam 1979 militärisch eine schmerzhafte Lektion erteilt, als es sich zur Vormacht auch über Kambodscha und ganz Südostasien aufschwingen wollte.

China wird sich daher auch von den USA – noch dazu in beleidigender Art und Weise – nicht unter Druck setzen lassen.

Chinas Trumpfkarten
China hat auch, neben der Erhöhung der Importzölle auf US-Waren, noch ein weiteres Mittel in der Hinterhand:
Die USA haben ihr Handelsbilanzdefizit und Staatsschulden über Staatsanleihen (Treasury bills) finanziert. Die werden auf Auktionen versteigert. Die Nachfrage war in den letzten 50 Jahren immer gross, sie waren eigentlich immer mehrfach überzeichnet. Einer der grössten Einkäufer in den letzten 30 Jahren: Die Volksrepublik China, die mittlerweile 12% aller US Staatsanleihen hält, Wert: knapp 15 Billionen Dollar.
China hilft damit nicht unbetächtlich, das Leben der US-Amerikaner auf Pump zu finanzieren.

Und da deutet sich offenbar bereits eine Aenderung an: Bei der vor wenigen Tagen letzten Auktion von US Staatsanleihen im Umfang von 27 Milliarden Dollar in war das Interesse so gering, dass der Wirtschafts-Nachrichtendienst Bloomberg von einer bestürzenden Nachricht sprach.

Aber China könnte noch zu einem weit drastischren Mittel greifen: Seine US- Staatsanleihen auf den Markt zu werfen. Das würde allerdings zu einer Abwertung des US-Dollar führen, und den chinesischen Yuan aufwerten, was die chinesischen Exporte schwer in Mitleidenschaft ziehen würde. China dürfte es daher nur als allerletztes Mittel im Handelskrieg einsetzen.

Grosse Wut
Wie gross der Aerger, ja, die Wut der chinesischen Regierung über Donald Trump  ist , lässt sich auch daran ablesen, was Staatspräsident Xi Jinping 2018 gegenüber den EU-Botschaftern ankündigte:

Wir schlagen zurück”

Und gegenüber Klaus Schwab, dem Gründer und Organisator des Davoser Weltwirtschaftsforums:

“Ich schlage Trump die Zähne ein”

wie der ehemalige Mit-Herausgeber der ZEIT, Theo Sommer in seinem neuen Buch

China first”, Die Welt auf dem Weg ins chinesische Jahrhundert

(2019) Seite 453 zu berichten weiss.


Parallel dazu verbesserte Xi die Beziehungen zu Europa, das fortan eine weit gewichtigere Rolle in der Aussen- und Wirtschaftspolitik China spielen dürfte.

China denkt strategisch in langen Zeitraeumen, das zeigt sich immer wieder.

Es darf bezweifelt werden, dass Xi für Donald Trump etwas anderes als pure Verachtung empfindet.

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