Zimbabwes Ex-Präsident Robert Mugabe (95) gestorben – die Trauer hält sich sehr in Grenzen

Dr. Alexander von Paleske    —   7.9. 2019   ——-

Am 18.4. 1980 wurde unter grossem Jubel, nach jahrelangem blutigem Befreiungskampf, die letzte afrikanische Kolonie Grossbritanniens als Zimbabwe unabhängig. Als Regierungschef wurde Robert Mugabe vereidigt, der mit seiner Partei ZANU/PF und der Befreiungsarmee ZANLA das Land in die Unabhängigkeit geführt hatte unter der Devise”One man one vote”.

Zimbabwe

Am 15.11. 2017 wurde – ebenfalls unter grossem Jubel – Präsident Mugabe, nach 37 Jahren an der Macht vom Militär zum Rücktritt gezwungen, durch einen Putsch.

Robert Mugabe

Panafrikanist, Freiheitskämpfer…….
Robert  Mugabe, Panafrikanist, afrikanischer Freiheitskämpfer, der von 1967 bis 1974 im Gefängnis gesessen, und in der Zeit mehere Universitätsabschlüsse erworben hatte, konnte nach der Unabhängigkeit grosse Erfolge vorweisen: Verbesserung der allgemeinen Schulbildung, niedrigste Analphabetenrate Afrikas, Verbesserung der Gesundheitsversorgung, Versöhnung mit den Weissen. Aber in die Zeit dieser Erfolge fällt in den 80er Jahren auch der Genozid am Volk der Ndebele im südlichen Zimbabwe, mit rund 25.000 Toten, teils ermordet, teils ausgehungert, teils lebendig begraben.

Nach den Massakern eine Blütezeit
Nach dem Unity Accord von 1987, der den Genozid beendete, begannen die besten Jahre Zimbabwes:, die Wirtschaft boomte, insbesondere der Tourismus. Das lief bis 1998, als Mugabe in den zweiten Kongokrieg (1998 bis 2003) eingriff, der die Reserven des Landes auffrass, zu Engpässen bei der Treibstoffversorgung, zur steigenden Inflation führte, und die ersten Massendemonstartionen 1999 gegen Mugabe zur Folge hatte. Es war die Geburtsstunde der Oppositionspartei “Movement for Democratic Change, MDC” unter dem charismatischen Vorsitzenden Morgan Tsvangirai.

In den Parlmentswahlen von 2000 errang die Opposition fast die Hälfte der Stimmen, mehrheitlich in den Städten. Es war das Warnsignal für Mugabe, der seine Herrschaft erstmalig bedroht sah. Er reagierte darauf mit einer chaotischen Landreform, durch welche die die weissen Farmer – oftmals gewaltsam – enteignet, das Land aber, insbesondere die produktiven Farmen, nicht schwarzen Farmern zugeteilt wurden, sondern Mugabes Gefolgsleuten in Partei, Polizei und Armee.Das Resultat war ein drastischer Rückgang der Produlktion landwirtschaftlicher Erzeugnisse.


Aus der ehemals zweitstärksten Wirtschaftsmacht Afrikas nach Südafrika wurde ein Land, das seine eigene Bevölkerung nicht mehr ernähren konnte, und im Laufe der Jahre schliesslich zu einem Armenhaus degenerierte.Verschärft noch durch die Sanktionen des Westens wegen der gewaltsamen Landenteignungen.

Im Jahre 2005 ordnete Mugabe ausserdem eine brutale Vertreibungsaktion an, genannt “Operation Murabatsvina” übersetzt: “Beseitigung des Abfalls”. Städtische Bewohner, die Hauptbasis der Oppositionspartei MDC, insbesondere in Harares Armenvierteln, wurden mitten im Winter auf die Strasse gesetzt, ihre Behausungen zerstört.
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Weiter abwärts
In all den Jahren setzte sich der wirtschaftliche Abschwung fort. Im Jahre 2008 lag die Arbeitslosenquote bei 90%, und die Inflation bei etwa 1 Million %. 1 Laib Brot kostete rund 1 Milliarde Zimbabwe Dollar.
Nach den Parlaments- und Präsidentschaftswahlen 2008, deren Ergebnisse gefälscht waren, veranstaltete Mugabes ZANU/PF  vor dem zweiten Wahlgang der Präsidentschaftswahl eine Orgie der Gewalt in den ländlichen Gebieten ein, der Oppositionskandidat Tsvangirai trat deshalb nicht mehr an. Robert Mugabe gewann – keine Ueberraschung.

Was folgte war, unter Vermittlung des ehemaligen südafrikanischen Präsidenten Thabo Mbeki, die Bildung einer Regierung der Nationalen Einheit (Government of National Unity (GNU), was zu einer begrenzten wirtschaftlichen Erholung führte. Der Zimbabwe-Dollar wurde durch den US Dollar ersetzt, und so die Infaltion gebremst.

Nach den nächsten Wahlen 2013, die Mugabe und seine Partei gewann, regierte er mit seiner Partei ZANU PF jedoch wieder allein weiter, mit der wirtschaftlichen Erholung war es nun bald wieder vorbei.

Ehefrau Grace sollte es werden

Mugabe versuchte zudem, seine machthunrgige Ehefrau Grace, die sich noch einen Doktortitel ergaunert hatte, als seine Nachfolgerin zu installieren. Im Hintergrund zogen zwei Herren namens Kasukuwere und Prof. Moyo die Fäden. Beide stellten schliesslich den Vizepräsidenten Emmerson Mnangagwa kalt, und wollten ihn verhaften lassen, der flüchtete jedoch, das Militär putschte.

Mugabe, der längst aus gesundheitlichen Gründen – er litt und starb an metastasiertem Prostatakarzinom , aber auch altersbedingt – die Kontrolle verloren hatte, er  schlief in Kabinattssitzungen und bei internationalen Konferenzen regelmässig ein, verwechselte seine Regierungserklärung im Parlament und merkte es nicht, weigerte sich dennoch, abzutreten.

Kein GNU
Mit Zimbawe ging es nach dem Putsch aber keineswegs, wie gehofft, aufwärts, denn das Land brauchte dringend eine Regierung der Nationalen Einheit (GNU), um den Karren aus dem Dreck zu ziehen. Stattdessen Alleinregierung der ZANU/PF unter Emmerson Mnangagwa: die alten nutzlosen ZANU-PF -Personen. Korruption und Misswirtschaft wie gehabt.

Kredit verspielt
Mugabes politisches Ende war schliesslich 2017 besiegelt. Nun ist er vorgestern in Singapur, wo er sich regelmässig zur Behandlung aufhielt, verstorben. Den Kredit als Befreiungskämpfer und angesehener Staatsmann hatte er durch seine Politik der Misswirtschaft, Korruption und Gewalt in Zimbabwe längst verspielt. Kaum jemand weint ihm eine Träne nach.

Der Verfasser arbeitete von 1987 bis 2018 als leitender Arzt in Zimbabwe

Zimbabwe: Mugabes Umzug ins Paradies

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