USA, US-AID und kubanische Ärzte in der 3. Welt

Dr. Alexander von Paleske — 19.10. 2019 —-

Im Jahr der letzten Amtszeit des republikanischen Präsidenten George W. Bush, 2007,  startete  ein Versuch der US-Regierung, das Programm der kubanischen Regierung, Ärzte in Länder der 3. Welt zu entsenden, zu torpedieren.

In Venezuela arbeiteten seinerzeit Hunderte von kubanischen Ärzten in den Slums von Caracas, also dort, wo sich kein lokaler Arzt sehen liess. Erstmals lernten die Slumbewohner so etwas wie eine  Gesundheitsversorgung kennen, noch dazu kostenlos.

Kuba unterstützt  schon seit Jahrzenten  die Gesundheitsversorgung  in Ländern der 3. Welt.

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In Zahlen

Ein paar Zahlen:

– Seit den 60er Jahren sind über 160.000 Ärzte, Krankenschwestern und Laborpersonal  in rund 160 Länder entsandt worden.

– Im Jahre 2018 arbeiteten rund 55.000 kubanisches medizinisches Personal in 67 Ländern. Das stellt alles in den Schatten, was von westlichen Ländern  offiziell an derartiger Entwicklungshilfe geleistet wird.

Dorn im Auge

Das kubanische Hilfsprogramm war und ist  der US- Regierung ein Dorn im Auge. Deren Ziel war seit der kubanischen Revolution 1959  die Regierung in Havanna zu beseitigen.

Im  August 2008  erleichterte die US- Regierung die Einreisebestimmungen – nur für kubanische Ärzte und Krankenschwestern – mit der Vorstellung, die kubanischen Ärzte zur Migration zu bewegen, im Falle Venezuelas beispielsweise nach Kolumbien, und von dort weiter in die USA. Ihr war es natürlich  völlig gleichgültig, ob die Bevölkerung in den Slums von Venezuela ärztlich versorgt wird. Den USA geht es darum, jegliches Programm, das den Goodwill Kubas auf dem lateinamerikanischen Kontinent erhöhen könnte, zu zerstören.

Zynisches US-Programm verzeichnete Teilerfolg

Das US-amerikanische Programm hatte teilweise  Erfolg. . Dutzende von kubanischen Ärzten gingen  nach Kolumbien,  und  von dort weiter in die USA.

Aber damals stiess das Vorgehen  der Bush- Regierung, selbst in den USA, auf heftige  Kritik. James Mc Govern, Mitglied des Repräsentantenhauses aus Massachusetts nannte es geradezu zynisch, Ärzte wegzulocken, welche die die Ärmsten der Armen versorgen:

Was ist falsch an diesem kubanischen Programm? Nichts. Wir sollten ein ähnliches Programm haben”.

Aber die Bush Regierung hatte schon, wie die Vorgänger, lieber Waffen nach Lateinamerika geliefert, als etwas für die Gesundheitsversorgung dort zu tun.

Unter dem Nachfolger Bushs, Barack Obama,  verbesserten sich die Beziehungen zwischen den USA und Kuba. Der US- Tourismus nach Kuba nahm Fahrt auf.

Nun aber, nachdem Trump der US Präsident ist, steht der Kampf gegen die Regierung in Havanna wieder auf der Tagesordnung: Reisen nach Kuba werden erschwert, Investitionen im Hotelbereich torpediert. Die USA verlangen, die seinerzeit enteigneten Kubaner und US- Bürger in ihre Grundstücksrechte wiedereinzusetzen. Kuba soll ökonomisch stranguliert werden.

 

Erneute Torpedierung

Und jetzt geht es auch wieder gegen die Auslandshilfe Kubas los.

– Im August 2019 forderte die US-Entwicklungshilfeorganisation US-AID dazu auf, geeignete Informationen über angebliche Menschenrechtsverletzungen seitens der kubanischen Regierung gegenüber  kubanischen Ärzten im Auslandseinsatz zu sammeln. Drei Millionen US Dollar wurden für dieses „Entwicklungshilfe“-Projekt bereitgestellt, das mit Entwicklungshilfe kaum etwas zu tun haben dürfte. Eher ein CIA-Programm.

US-AID: Spionage statt Entwicklungshilfe

– Nach der Amtsübernahme des neoliberalen und Klimawandel-leugnenden neuen Präsidenten Brasiliens, Jair Bolsonaro,  wurde der Vertrag über die Entsendung kubanischer Ärzte gekündigt.

Die waren im Rahmen des Mais Medicos Projekts , 2013 gegründet, im Einsatz. Ziel war, die Gesundheitsversorgung in entlegenen, vernachässigten Gebieten sicherzustellen. Rund 14.000 kubanische Ärzte waren insgesamt in den Jahren 2013 bis 2019 im Rahmen dieses Programms eingesetzt.

Unberechtigte Kritik

Es gibt Kritik an diesem Programm, die allerdings als vorgeschoben zu bezeichnen ist:

1, Die kubanischen Ärzte seien gezwungen worden, in die Dritte Welt Länder zu gehen.

2. Die Ärzte seien ausgebeutet, ein grosser Teil des Lohns sei einbehalten.

3. Ärzte in 3. Welt Ländern wehrten sich gegen die kubanischen Ärzte

LANCET 28.9. 2019 S. 1132

Ich habe sowohl in Zimbabwe als auch in Botswana mit vielen kubanischen Ärzten und Krankenschwestern zusammengearbeitet: Von Zwang, in Dritte Welt Länder zu gehen, kann nach meinen Erfahrungen  keine Rede sein. Ganz im Gegenteil.

– Tatsache ist, dass die kubanischen Ärzte nicht  Angestellte der jeweiligen Regierung werden. Die Regierungen der Empfängerländer bezahlen direkt  an die kubanische Regierung. Auch stellen sie Unterkunft und ggf Verpflegung. Die Ärzte bekommen eine Art Unterhaltsgeld, das nicht selten deutlich über der Entlohnung in Kuba, aber teilweise unterhalb  den Löhnen der lokalen Ärzte liegt.

Dies als Ausbeutung und Verletzung von Menschenrechten  darzustellen ist schon reichlich hergeholt. Auch der Deutsche Entwicklungsdienst (DED) arbeitete ähnlich ..

– Dass lokale Ärzte sich gegen die kubanischen Ärzte wehren,  kann nur als unzutreffend bezeichnet werden. In Ländern wie Kenia, Zimbabwe oder  Botswana arbeiten die kubanischen Ärzte ausschliesslich in öffentlichen Gesundheitseinrichtungen. Die lokalen Ärzte arbeiten, sofern  im öffentlichen Dienst,  meist auch zusätzlich noch in Privatpraxen bzw. Privatkrankenhäusern, weil die Entlohnung durch den Staat als  unzureichend angesehen wird.

So ist es dann keine Ueberraschung, wenn z.B. im grössten Slum Afrikas, Kibera in Nairobi, wo rund 1,5 Millionen Menschen leben, kaum einheimische   Ärzte anzutreffen sind. Dort lässt sich kein Geld verdienen, weil die Slumbewohner die Ärmsten der Armen sind..

Kein Fehlbedarf

Die entsandten   Ärzte fehlen auch keineswegs im kubanischen Gesundheitswesen

– Kuba hat die höchste Ärztedichte in der Welt: 67 Ärzte pro 10.000 Einwohner. Zum Vergleich: In Grossbritannien sind es 37 per 10.000-

– Ein Hausarzt und eine Krankenschwester kümmern sich um 150-200 Familien. Diese Ärzte leben in dieser Community, kennen die meisten beim Namen, und kennen auch die sozialen Probleme.

– Vorsorge steht an erster Stelle, resultierend in einer deutlichen Abnahme der Säuglingssterblichkeit um 40%. Die Säuglingssterblichkeit ist geringer als in den USA.

– Die Müttersterblichkeit konnte ebenfalls deutlich gesenkt werden: durch konsequente Vermeidung von Hausgeburten, und regelmässiger Ultraschall nach der 11. und 21.Schwangerschaftswoche.

Schwerpunkt Prävention
Dort gehen die knappen Ressourcen hin, durch rechtzeitige Erkennung und Behandlung beispielsweise von Herzerkrankungen können Krankenhauseinweisungen vermieden werden.

Risikogruppen wie Hochdruckpatienten und Suchtgefährdete geniessen die besondere Aufmerksamkeit der Hausärzte.

Ärzte für die Dritte Welt
In der 3. Welt fehlen schon seit Jahren rund 7 Millionen Ärzte, Krankenschwestern und weiteres Personal im öffentlichen Gesundheitswesen.

Kuba hat, darauf reagiert, und bildet seit Jahren Ärzte aus Dritte Welt Ländern aus – kostenlos.

Im Jahre 1998 wurde die Escuela Latinoamericana de Medicina die ELAM Medical School eröffnet, die ausschliesslich Ärzte aus unterentwickelten Ländern kostenlos ausbildet.
Mehr als 26.000 Studenten aus 123 Ländern haben ihr Medizinstudium dort absolviert, darunter auch mehrere Hundert US-Bürger, die aus armen Familien stammen, und sich ein Medizinstudium in den USA nicht leisten können. Null Studiengebühren, kostenlose Unterbringung, und etwas Taschengeld.

Die USA haben nichts dergleichen vorzuweisen.

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