Ich, Dominic Cummings, Politberater und Rasputin am Hofe des Boris Johnson

Dr. Alexander von Paleske —– 28.10.2019 ——–

Folgende Mail landete heute in meiner Mailbox:

Dominic Cummings

Politberater, Strategist und Rasputin

Hinterhof

10, Downing Street

London

UK

Guten Tag Deutschland,

       ich bin es, Dominic Cummings, Politberater des britischen Premiers Boris Johnson.

Angesichts meines enormen  Einflusses auf diesen clownischen   Boris, und damit auf die Politik der britischen Regierung,  möchte ich mich auch dem Deutschen Volk gerne näherbringen. So kann  die Deutsche Volksgemeinschaft besser verstehen,  wer dem Boris welche  entscheidenden Denkimpulse gibt, ihm erklärt, welche nächsten – auch teuflischen – Schritte er unternehmen muss, um die Brexit- Gegner innerhalb und ausserhalb des britischen Parlaments auszumanovrieren, und die bisherigen Niederlagen in einen strahlenden Sieg zu verwandeln.

Zwar gibt es in Boris J. Umkreis genügend stramme Brexit – Befürworter, ich denke z.B an Bill Cash oder diesen schrägen Jacob Rees-Mogg, der auftritt wie ein Oxford-Professor,  aber nur mit  sehr bescheidenen strategischen Fähigkeiten gesegnet ist.

Das bin ich: „Rasputin“Dominic Cummings

Kann liefern

Da aber kann ich liefern: Ich kenne keine Tabus, ich kann  rücksichtslose Kampagnen nach dem Motto, “das Ziel rechtfertigt alle Mittel” führen, Ich scheue auch nicht vor den gröbsten Lügen zurück,   die ich viel lieber als “Facetten der Wahrheit” bezeichne.

Ich habe  dem Boris schon einige wichtige Tipps geben können, die er auch sofort umsetzte: beispielsweise das Parlament für 5 Wochen in Zwangs- Urlaub zu schicken, um dieser nutzlosen Schwatzbude für eine Zeit das Maul zuzukleben. Leider hat das Oberste Gericht diese Massnahme für rechtswidrig erklärt.

21 Tory- Abgeordnete hat Boris auf meinen Vorschlag aus der Fraktion rausgeworfen, weil sie sich der politischen Linie des Boris nicht unterordnen wollten.

Völlig Skrupellos

Mein Prinzip: völlig skrupellos vorzugehen, und auszutesten, wie weit man gehen kann in der Verfolgung politischer Ziele. Rote Linien sind dabei keine Halte- sondern Ueberschreitungsmarkierungen

Die britische Presse nennt  mich zu Recht einen Rasputin, denn, wie dieser, habe ich nahezu magische Kräfte, arbeite nur aus dem Hintergrund, und lehne selbstverständlich jeden offenen Eintritt in die Politik, und damit die Uebernahme von Verantwortung, strikt ab.

Ich komme normalerweise durch die Tapetentür, und träufele meine Boshaftigkeiten in das Ohr von Boris.  

 Mitarbeiter von anderen Ministerien entlasse ich auch schon mal auf der Stelle, wenn ich sie für politisch unzuverlässig halte,  wie diese  Sonia Kahn, ohne den zuständigen Minister oder den Chief of Staff zu fragen, und  erteile sofort Lokalverbot.

Meine Vision

Das Regierungssystem in Great Britain ist zur Zeit nichts als  eine Ansammlung von Narzissten und Bürokraten. Das muss revolutioniert werden. Der Brexit ist nur der Anfang. Meine Zukunfts-Vision ist  ein dynamischer,  neoliberaler, autoritärer Roboter-Staat.

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Mein CV

Um mich besser zu verstehen, zunächst ein Blick auf meinen grossartigenLebenslauf:

Ich erblickte am 25 November 1971 das Licht der Welt, als Sohn eines Ingenieurs auf Oelplattformen,  und einer Lehrerin. Einer meiner  Onkels war der Lord Justice beim Appellationsgericht. 

 ImGegensatz zu Politikern in Deutschland wie dieser Kevin Kühnert,  habe ich mein Geschichts-Studium in Oxford, nach dem Besuch einer Privatschule,  mit hervorragenden Noten abgeschlossen. Einer meiner akademischen Lehrer war der etwas  rechtslastige Norman Stone.

Duft der grossen weiten Welt

Nach den akademischen Weihen  wollte ich  dann aber zunächst mir die Luft der weiten Welt um die Nase wehen lassen. Da lief mir  ein Unternehmer namens Adam Dixon über den Weg, der mich mit dem Aufbau einer Luftlinie  beauftrage,  die den Flughafen Samara in Russland bedienen sollte: Samara Airlines.

Angekommen in Russland  war ich fasziniert von dem Chaos damals dort  nach dem Zerfall der Sowjetunion:  Ich habe ja selbst durchaus mental anarchistische Tendenzen,  und sah es  als Herausforderung an, mich dort zu etablieren.  

Aber auch der Spass kam nicht zu kurz: So marschierte ich,  eine Wodkaflasche schwenkend, durch den Flughafen von Samara, und  fühlte mich eigentlich wie ein britischer Hooligan, immer auf der Suche nach einer Auseinandersetzung mit Fäusten.

Ich war auch fasziniert – ich bin ja geschichtlich gebildet – von der Art und Weise, wie die Bolschewiken seinerzeit, 1917,  die Macht im Zarenreich ergriffen: durch Propaganda und Gewalt,

Mir schnuppe

Was mein Aeusseres angeht, das ist ganz ähnlich wie bei meinem  jetzigen Schützling Boris Johnson: unordentlich, schlampig. Unrasiert bin ich oftmals  noch dazu, wie nach einer durchzechten Nacht.

Was andere darüber denken, war und ist  mir schnuppe.

 Nach zwei Jahren hatte ich genug von Russland und wechselte nach Singapur, um mich in Sachen Booking-Software fortzubilden, aber das war nichts für mich. Ohne Abschluss kehrte ich nach Russland  zurück , eröffnete dort eine Luftlinie, die alsbald  in den Konkurs marschierte.

Home, sweet home

Ich kehrte dann in meine Heimatstadt Durham, zurück. Dort betrieb einer meiner Onkels eine Spelunke namens Klute, wo ich den Geschäftsführer machte, auch mal den Türsteher, und gelegentlich war ich natürlich  mein eigener Gast, und trank, bis ich  richtig besoffen war.  

Dann  beschloss ich, in die Politik zu gehen, genauer gesagt in die Kampagnenpolitik. Zunächst  in der Kampagne gegen die Einführung des Euro im Vereinigten Königreich – sehr erfolgreich.

 Dann fragte mich der Rechts-Tory Duncan Smith, Reformvorschläge für die Re-Organisation der Konservativen Partei vorzulegen. Dabei musste ich feststellen, dass dieser Duncan- Smith, ein politischer Trottel ist, und diese Aufgabe nichts als Frustrationen mit sich bringen würde. Das war’s dann.

Nächster Schritt

Als nächstes  Berater von Michael Gove, damals  Bildungsminister, später einer der konsequentesten Brexetiers, wo ich mit brillianten,verrückten und dummen Vorschlägen auf mich aufmerksam machte.

Den Vorschlag für  kostenlose Schulspeisungen – nicht von mir – bezeichnete ich  als absurd, offenbar auf der Rückseite einer Zigarettenpackung entworfen.

Mein Meisterstück

Dann mein Meisterstück: Die Kampagne zum Austritt aus der EU vor der Volksabstimmung im Jahre 2016. Vom Geschäftsführer dieser Austritts-Kampagne angeheuert, erfand ich das Logo:

 Wir holen uns die Kontrolle über unser Land   aus Brüssel zurück”

Ïch konzipierte  den Kampagnenbus, mit dem Boris durch das Land kurvte, bemalt mit einer faustdicken  350 Millionen Pfund Lüge: Die durch den Brexit eingesparten Gelder sollten angeblich zukünftig dem Nationalen Gesundheitsdienst,  NHS, zugute kommen –  alles Quatsch.

Logo auf dem Lügenbus

Jede Menge Unwahrheiten waren integraler Bestandteil der Kampagne, wie auch verdeckte rechtswidrige Zahlungen an uns.

Können zur Hölle fahren

Nach dem  erfolgreichen Ausgang des Referendums  zitierten mich die Parlamentarier vor einen Ausschuss, der die  Lügen und verdeckten Zahlungen an uns  untersuchen sollte. Klar, dass ich da  nicht erschien. Diese Schwätzer  können wegen mir zur Hölle fahren. Zu befürchten habe ich nichts, weil keine Sanktionen möglich sind.

Neue Strategie

Aber nun hecke ich mit Boris die weitere Strategie aus, und die heisst ohne jegliches Wenn und Aber:   Neuwahlen. Schon ohne die von uns geplante Wahlkampagne liegt  Boris klar vorne. Allerdings müssen  die Wahlen bald kommen, damit die Wähler  nicht spüren, welche katastrophalen Auswirkungen der Brexit für viele hat, am besten also vor dem Brexit – oder kurz danach.

Alles in den Schatten

Die von mir schon konzipierte   Wahlkampagne wird alles in den Schatten stellen, was das Vereinigte Königreich bisher an Wahlkampf gesehen hat. Wir werden alle Register ziehen: Lügen, Verunglimpfungen des politischen Gegners, Medienkampagnen etc. Rechtswidrige verdeckte Zahlungen nehme ich persönlich gerne entgegen.

Ich freue mich schon riesig darauf.

Schliessen möchte ich mit:

God save Boris!

Euer Rasputin

Dominic Cummings

2 Gedanken zu “Ich, Dominic Cummings, Politberater und Rasputin am Hofe des Boris Johnson

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