Söldnerfirmen (Private Military Companies),  und die russische Wagner-Truppe

Dr. Alexander von Paleske —– 4.10. 2022 ——

Am 4.10.2022 strahlte das  ZDF in der Reihe “Frontal” eine Sendung über die  russische Private Military Company (PMC) Wagner aus,

Wagner Logo

Die westlichen PMC’s und ihre Verbrechen, die sozusagen als Blaupause für die russische PMC Wagner gedient haben, wurden dabei nicht erwähnt, also nichts über diese brutale und tödliche Pest,  die diese Söldnerfirmen generell darstellen, wobei Russland als  ein relativ später “Player” auftrat.

Söldner als moderne Landsknechte

Das Söldnerunwesen auf westlicher Seite nach dem Ende des 2. Weltkriegs reicht bis in die 60er Jahre zurück  und spielte sich zunächst fast ausschliesslich im postkolonialen Afrika ab.

Söldner,  die Landsknechte des 20. Und 21. Jahrhunsderts, werden gegen hohes Gehalt von Sölderfirmen angeheuert, die sich verharmlosend als Private Military Companies (PMC) bezeichnen. Für ihren mörderischen Södnerjob gilt:

  • Sie unterliegen de facto – anders als reguläre Streitkräfte –   nicht der Haager Landkriegsordnung und nicht der Genfer Konvention, beides Bestandteile des humanen Völkerrechts, und werden i.d.R nicht für begangene Kriegsverbrechen bestraft, operieren also in einem quasi rechtsfreien Raum.
  • PMC’s werden von Staaten angeheuert oder gegründet, wenn z.B. die Kampfkraft des eigenen Militärs in einem Bürgerkrieg nicht ausreicht (Beispiel  Kongo, Angola, Syrien)
  • Wenn der Einsatz verdeckt sein soll, also  reguläre Streitkräfte nicht in Erscheinung treten sollen.
  • Arbeiten als “Parallelarmee”  im Falle von Invasionen, erledigen “Drecksarbeit” oder “Himmefahrtkommandos” (Beispiel Irakkrieg nach 2003)
  • haben  den “Vorteil”, dass die Söldner-Opfer nicht als Gefallene  gezählt werden, die für Volk und Vaterland starben,  sondern wie ein “Arbeitsunfall” behandelt werden: Pech gehabt

Ein Blick zurück

Das moderne Söldnerunwesen des Westens began im Kongo, der 1960 von Belgien unabhängig wurde, wo der Katanga-Rebell  Moise Tschombe mit Unterstützung des US-Geheimdienstes CIA und der belgischen Regierung eine Pseudounabhängigkeit der rohstoffreichen Katanga-Provinz erklärte und Soldaten brauchte.

Dort traten erstmals die  später als notorisch bekannten Söldner Bob Denard, Jean Schramme und Mike Hoare auf, und griffen auch 1964/65  in den Bürgerkrieg  gegen den Simba Aufstand ein. Als Kommandeur trat Mike Hoare auf,  zu seinem Lebenslauf  und  den Details des Kongo-Krieges siehe hier

Dort gesellte sich der Deutsche Siegfried Müller, bekannt geworden  als “Kongo-Müller” dazu. Leichen und massive Verstösse gegen Menschenrechte  pflasterten ihren Weg.

Nach den Söldnern die Stellvertreterkriege

 In den folgenden drei Jahrzehnten spielten die Söldner nicht mehr  diese grosse Rolle in dem Kampf um Rohstoffe, Einflussphären und Transportrouten Auf dem afrikanischen Kontinent dominierten stattdessen blutige Stellvertreterkriege oder Proxy-Wars. Insbesondere in Angola und Mosambik, beides Länder, die in den 70er Jahren von Portugal nach langem Befreiungskrieg unabhängig  geworden waren, und wo nun zwischen den USA und der damaligen Sowjetunion Kämpfe  um Einflusssphären und Zugang zu Rohstoffen ausgefochten wurden.

Auch das Rassistenregime in Südafrika griff in die Kämpfe ein, und führte auch zahlreiche Sabotageoperationen aus, insbesondere in Angola  mit seiner Terror- und Zerstörungstruppe 32 Buffalo Battalion.

Neue Blütezeit

Das Söldnerunwesen erlebte eine neue “Blütezeit” mit der Gründung der Söldnerfirmen Executive Outcomes und Sandline, die in den angolanischen Bürgerkieg zwischen der Regierung Angolas (MPLA) und den Savimbi-Rebellen (UNITA) eingriffen. Sie griffen ebenfalls in den Bürgerkrieg in Sierra  Leone 1997 ein.  Executive Outcomes rekrutierte  ehemalige Soldaten von Südafrikas Terror-und Zerstörungseinheiten wie dem 32, Buffalo Battalion, den Reconnaissance Commandos (RECCE), Koevoet, der 44, Parachute Brigade  und der Todesschwadron Civil Cooperation Bureau.

Eeben Barlow, Ex Executive Outcomes-Söldner, Ex 32. Buffalo Battalion-Soldat und sein Heldenepos über die Söldnerfirma.

Weiter ging es dann mit dem Einmarsch der USA und ihrer Verbündeten in den Irak im Jahre 2003. Mehr als 40.000 Söldner kamen über angeheuerte Privat Military Companies ins Land. Beteiligt: Dyncorp USA, , Black Water USA  (Ex-Chef: Radikalchrist Eric Prince) und Aegis, Grossbritannien  (Chef: Ex Chef Tim Spicer, der schon bei Sandline mitmachte), in das besetzte Land.

Tim Spicer, der  auch die Oberaufsicht über alle Söldner im Irak innehatte,  war skandalumwittert durch seine Söldnereinsätze in Papua Neu Guinea und Sierra Leone mit der Söldnerfirma Sandline, die dem britischen Geschäftsmann und Minenbesitzer Tony Buckingham gehörte .

Das Pentagon stellte für diesen Söldnerhaufen im Irak sage und schreibe 430 Millionen Dollar zur Verfügung. Schon bald tauchten  Berichte über schwere Menschenrechtsverletzungen dieser Söldner auf, darunter das willkürliche Töten von Zivilisten, auf einem Video mit Elvis Presley Songs untermalt. Mehrfach haben wir darüber berichtet s.u..

Als nächster Söldnereinsatz der 2004 fehlgeschlagene Putsch im oelreichen Aequatorial Guinea (Wonga Coup). Dabei der Sandline Mitarbeiter Simon Mann, eine  deutsche Transportfirma, und die notorischen Söldner aus Südafrika, die zuvor schon bei Executive Outcomes mitgemacht hatten.

Simon Mann (m) nach seiner Verhaftung am 4.3. 2004 in Harare/Zimbabwe vor dem geplanten Wonga Coup

Schliesslich der Einsatz in Afghanistan.Und wie die ldner dort ihre Freizeit verbrachten.

Was qualifiziert zum Söldner, und woher kamen sie?

 Als Qualifikation erwünscht: Soldatische Ausbildung,  und, wenn möglich, auch bereits Kampferfahrung.

Woher  kamen und kommen diese neuzeitlichen Söldner? Natürlich auch aus Südafrika, es sind die ehemaligen Mitglieder der Apartheid-Terrortruppen die bereits bei Executive Outcomes anheuerten. Aber auch Briten, Filipinos, Peruaner, Chilenen und Nepalesen etc. Globalisierung im schlimmsten Sinne des Wortes. Je billiger, desto besser. Aber auch das Sterben kann sehr schnell kommen.

Russische PMC Wagner

Die russische Söldnertruppe Wagner wurde erst 2014  von einem russischen Oberstleutnant  namens Dimitri Utkin gegründet, ehemals Mitglied des russischen Militärgeheimdienstes GRU. Sein nome de guerre:  Wagner. Der Name Wagner ist eine Hommage Utkins an den Deutschen Komponisten Richard Wagner. Utkin soll angeblich auch ein Bewunderer des Dritten Reichs und Adolf Hitlers sein.

Erster Einsatzort: Der Osten der Ukraine zur Unterstützung des Kampfes der russischen Separatisten gegen die Ukrainische Armee und rechtsradikale ukrainische  Freiwilligenverbände vom Schlage der AZOV-Regimenter.

Eingestellt wurden, wie auch bei den westlichen PMC’s, ehemalige Soldaten der Roten Armee die für eine schnelle Eingriftruppe taugten. Untereinander nennen sich die Wagner-Mitglieder  “die Musiker” .Als Begleitmusik würde statt Wagner aber besser “Spiel mir das Lied vom Tod” passen.

Eine weitere wichtige Figur der Finanzierung ist Jewgeni Prigoschin. Der hatte schon eine illustre Karriere hinter sich: mit 20 Jahren im Jahre 1981  von der sowjetischen Justiz wegen Diebstahls, Zwangsprostitution Minderjähriger pp.  zu 13 Jahren Gefängnis verurteilt..

Aber nach dem Ende der Sowjetunion und Entlassung aus der Haft sagter er der Kriminalität ade, besann sich auf seine Kochkünste und eröffnete in St. Petersburg  Luxuslokale, zu deren Stammgästen  auch Wladimir Putin gehörte.  Besonders beliebt: das Bootslokal New Iland; dort speiste Putin 2001 mit dem US- Präsidenten  G.W.Bush .

Aus ein paar Luxusrestaurants wurde dank seiner einflussreichen Gäste ein Catering-Betrieb, der auch das russische Militär und Schulen  versorgte.  Prigoschin, mittlerweile steinreich, mitfinanzierte nun die Wagner-Truppe.

Nach Ostukraine: Syrien, Libyen, Mali

Nach dem Einsatz inder Ostukraine wurde die Truppe in Syrien eingesetzt. Ein ehemaliger Wagner-Söldner hat in dem Buch Wagner, Putins Geheimarmee,  im Detail beschrieben, wie es bei den Einsätzen zuging. Kaum überraschend:  ähnlich wie bei den westlichen PMC’s.

Danach der Einsatz in Libyen, einem Land , das durch die militärischen Interventionen der USA, Frankreichs und Grossbritanniens  zum Sturze des Machthabers Gaddafi völlig destabiliert wurde. und – kaum unerwartet – dem Bürgerkrieg anheimfiel, bis heute. Schliesslich  Mali, wo Wagner  von den Machhabern ins Land gerufen wurden, in Konkurrenz zu den UN Friedens-Truppen, an denen auch die Bundeswehr beteiligt ist

Fazit

Russlands Wagner-Truppe  ist eine PMC, und als solche eine Blaupause   westlicher PMC’s einschliesslich schwerer Menschenrechtsverletzungen.  Die selektive Empörung über Wagner ist völlig irreführend.

Ein internationals Verbot aller PMC’s ist dringend erforderlich. Die Teilnahme an Söldnereinsätzen muss grundsätzlich strafbar sein, am besten als Kriegsverbrechen, sodass es nicht mehr des Nachweises eines einzelnen Kriegsverbrechens bedarf.

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