Die USA, der Iran, und der vierte Golfkrieg

Dr. Alexander von Paleske      —-   12.5.2019  ——

Der Krieg am Golf rückt näher. Die USA verlegen Kriegsschiffe, darunter Flugzeugträger aber auch B-52-Bomber an den persischen Golf. Zerstört werden sollen die iranischen Atomanlagen und schliesslich die iranische Führung durch eine US- und Israel-freundliche Regierung ersetzt werden,, wie schon zur Zeit des Schahs Reza Pahlavi.

Schah Pahlavi (li) und Schapur Bachtiar  (re)

Ein Blick zurück
Vor 40 Jahren fand von Januar-März 1979 die Revolution im Iran statt. Der enge US-Verbündete und Freund Israels, der Schah Reza Pahlavi von Persien, musste das Land verlassen. Der hatte im Jahre 1953 mit Hilfe der USA und Grossbritanniens den gewählten Ministerpräsidenten Mossadegh, der die ausländischen Erdölkonzerne enteignet hatte,  gewaltsam aus dem Amt vertrieben.

Mossadegh (gelehnt an seinen Verteidiger) während des Schauprozesses gegen ihn

Mit personeller Unterstützung der Vereinigten Staaten – zeitweise waren bis zu 20.000 US-Berater im Land – errichtete der Schah Pahlavi in der Folge ein autoritäres Regime, und ließ die Opposition durch den Geheimdienst SAVAK brutal unterdrücken. Der ihm nachfolgende Shapur Bachtiar wurde von den Massen aus dem Amt gejagt, nachdem der Ayatollah Khomeini  aus dem Pariser Exil unter dem Jubel der Massen zurückgekehrt war

Revolution in Teheran 1979

Als das Militär sich im Lauf der Auseinandersetzungen für neutral erklärt hatte, war das Ende für die alte Schah-Clique gekommen.

Im März 1979 fand die Volksabstimmung statt, welche die Ergebnisse der islamischen Revolutuion bestätigte.
Es folgte dann die mehrmonatige Besetzung der US- Botschaft samt Gesielnahme der Botschaftsmitarbeiter.

Einen offenen Krieg, als Reaktion darauf , trauten sich die USA zu Zeiten des Ost-West Konflikts nicht, ein Befreiungsversuch schlug fehl.

Stellvertreter gefunden
Aber die USA fanden einen Kriegs-Stellvertreter in dem irakischen Präsidenten Saddam Hussein. Der griff 1980 den Iran an.

Ein blutiger Konflikt, der acht Jahre dauerte, und mindestens 500.000 Menschenleben forderte.
Der Westen lieferte Waffen an den Irak, das taten auch Deutschland, Russland und China.

Israel belieferte den Iran, um diesen Konflikt so lange wie möglich am Leben zu erhalten, denn beide Kriegsparteien waren ausgewiesene Feinde Israels.

So lieferte Israel an den Iran Boden-Boden Raketen, Huibschrauber, und vor allem Ersatzteile für die noch zu Schah-Zeiten gekauften Phantom-Kampfjets. Später lieferten dann die USA über Israel Waffen an den Iran und lösten damit die Iran-Contra Affäre aus 

Nachdem der erste Golf Krieg nach acht Jahren ohne einen Sieger zu Ende ging, avancierte der Irak durch seinen Ueberfall auf Kuwait 1990 schliesslich zum Gegner des Westens. Der zweite Golf-Krieg folgte, und endete mit der Niederlage des Irak.
Eine Absetzung des irakischen Präsidenten Saddam Hussein, ein Sunnit, verhinderte das an der US-geführten Kriegskoalition beteiligte sunnitische Saudi-Arabien.

Diesen „Job“ erledigte dann George W, Bush im zweiten Irakkrieg (dritten Golfkrieg) der 2003 startete, und mit der Besetzung des Irak, dem Ende Saddam Husseins, und der Geburt der Terrororganisation Islamischer Staat endete.

Der Krieg der USA und Verbündeter – nicht Deutschland – gegen den Irak war mit faustdicken Lügen begonnen worden: dass der Irak Chemie- und andere Massenvernichtungswaffen besitze.
Der treue Verbündete der USA, der Premier des Vereinigten Königreiches Tony Blair, log vor dem britischen Parlament:

Es geht nicht um Regime-Change, sondern nur die Beseitigung von Massenvernichtungswaffen.

Es geht ums Erdöl
Den USA und Grossbritannien ging es jedoch um Regimewechsel, um ans irakische Erdöl zu kommen.


Es ging ums Erdöl,“ 

gab der US-Notenbankchef Alan Greenspan 
später freimütig zu

Auch die Behauptung, der US-Regierung, Al Qaida  
habe sich im Irak eingenistet, war nichts als eine freche Lüge
.
Chemiewaffen wurden natürlich auch nie gefunden, da es im Irak keine mehr gab.

Chemiewaffen in den Iran mit Unterstützung der Geheimdienste
Nach dem Irakkrieg schafften die Israelis Moshe Regenstreich und Nahoum Manbar, getrennt voneinander Regenstreich zusammen mit dem Deutschen Gerhard Merz, Büroadresse Kisselefstrasse 11a Bad Homburg, Rohstoffe fuer die Chemiewaffen Sarin und Senfgas  samt Blaupausen für eine Fabrik zu deren Herstellung aus China in den Iran mit Uunterstützung bzw. Wissen des britischen Geheimdienstes Mi6, des Israelischen Geheimdienstes Shin Bet, und wohl auch des Bundesnachrichtendienstes BND, wir berichteten mehrfach ausführlich darüber.

Moshe Regenstreich       ………….Chemiewaffen in den Iran

Der nächste Golfkrieg
Nun steht wieder ein Krieg am Golf an, diesmal gegen den Iran.
Mit dabei: Saudi-Arabien und Israel.
Begründung: Irans Griff zur Atombombe und Unterstützung des Terrorismus weltweit.

Hier liegt offenbar eine gewollte Verwechslung vor: Grösster Terrorunterstützer ist Saudi-Arabien, das mit dem Export seiner wahabistisch-islamistischen Ideologie über Koranschulen und radikale Imame das blutige Lotterbett für die Islamterroristen weltweit bereitet hat.

Schon mehrfach kurz davor
Schon mehrfach stand Israel kurz davor, den Iran anzugreifen, und dessen Atomanlagen zu zerstören. Israel, selbst Atommacht, mit einem Vorrat von mehr als 150 Atomsprengköpfen, will unter allen Umständen verhindern, dass es noch eine weitere Atommacht in der Region gibt, weil dann sein eigenes Abschreckungspotential dahin ist. Bereits 1981 hatte es deshalb den irakischen Atomreaktor in Osirak durch einen Luftangriff zerstört.

Der Angriff Israels auf die Atomanlagen des Iran fand bisher nicht statt, weil die USA während der Regierungszeit Barack Obamas es strikt ablehnten, an einem derartigen militärischen Abenteuer sich zu beteiligen, stattdessen auf Verhandlungen mit dem Iran setzten. Israel war aber auf die Zweitschlagkapazität der USA angewiesen, die sämliche Raketenbasen Irans zerstören sollten, wozu es selbst militärisch nicht in der Lage war und ist..
So konnte der Atomvertrag mit dem Iran schliesslich abgeschlossen werden, der die atomare Aufrüstung des Iran stoppte, im Gegenzug die Saktionen gegen den Iran aufgehoben wurden.

Israel bekämpfte diesen Vertrag von Anfang an, es wollte die vollständige Zerstörung aller iranischen Atomanlagen, wozu der Iran selbstverständlich nicht bereit war, und fand im islamistischen sunnitischen Despotenstaat Saudi-Arabien einen Verbündeten.

Mit Trump gegen den Iran
Mit der neuen Trump-Regierung ist nun Israel dem Ziel des Angriffskriegs aus der Luft bedeutend nähergerückt.
Die USA sind vor einem Jahr aus dem Atomvertrag mit dem Iran ausgestiegen, haben massive Sanktionen gegen den Iran verhängt, die das Land wirtschaftlich ruinieren sollen. Diese Sanktionen sehen Strafen gegen jedes Unternehmen/Land vor, das mit dem Iran Handel treibt, also vor allem die EU, Russland und China. Auf der Sanktionsliste steht gerade auch das Erdöl, die Haupteinnahmequelle des Iran. Seit dem 1.5. 2019 darf bei Vermeidung von Strafe kein Erdöl aus dem Iran mehr gekauft werden.

Kein Entkommen
Die EU glaubte in ihrer Naivität, diesen Sanktionen entkommen zu können aber europäische Grossunternehmen gehorchten Trump, stoppten ihre Exporte in den Iran, weil sie Angst hatten, sonst den US-Export zu verlieren . Und Trump hat mit den angedrohten Zöllen auf Autos noch ein weiteres Druckmittel in der Hand, um die EU-Exportländer gefügig zu machen, also den Iran als Handelspartner fallenzulassen.

Mit dem Rücken zur Wand
Der Iran steht  wirtschaftlich nun mit dem Rücken zur Wand – schlimmer noch, als während des 1. Golfkriegs, wie Irans Präsident Rohani heute sagte.


Das teuflische Kalkül der USA:

  • durch wirtschaftliche Not im Iran einen Volksaufstand zu initiieren, der dann, wie 1979 das Regime wegfegen soll.
  • Alternativ: Notfalls einen vorgeschobenen Kriegsgrund mit dem Iran zu suchen, wie schon seinerzeit beim Angriff auf den Irak 2003 oder früher dem Tonkin Zwischenenfall 1963 im Vietnamkrieg.

Der Weg in den Angriffskrieg

US- Aussenminister Mike Pompeo hat als Kriegsgrund schon die “Verletzung von US- Interessen durch den Iran” genannt.
Der Iran muss jetzt also nur noch in die von den USA gestellte Falle tappen, damit es losgehen kann:

  • entweder das Atomabkommen für null und nichtig  zu erklären und die Atomrüstung wiederaufnehmen.
  • Oder aber Gegenmassnahmen treffen wie z.B. die Strasse von Hormuz sperren.

In beiden Fällen hat US Präsident Trump schon einen Angriff der USA, signalisiert, und bereits Kriegsschiffe, einschliesslich zweier Flugzeugträger und B-52 Bomber, in den Golf verlegt.

US-Flugzeugtger im Suez-Kanal auf dem Weg zum Persischen Golf

Die EU Staaten sind zwar gegen die Iran-Sanktionen, wollen am Atomabkommen aber festhalten, und verlangen vom Iran das Gleiche zu tun obgleich es für den Iran nichts mehr wert ist.

Ein Krieg, der den gesamten Nahen und Mittleren Osten in Flammen aufgehen lassen könnte.
Die Bevölkerung des Iran wird im Kriegsfall, wie schon zuvor, wohl hinter der Regierung sich zusammenschliessen. Die USA sind verhasst, weil sie mithalfen, den gewählten Ministerpräsidenten Mossadegh zu stürzen, und dann jahrzehntelang das verbrecherische Regime des Schah unterstützten.

Die einzig positive Rolle, die Europa jetzt noch spielen könnte, wäre, zusammen mit Russland und China gegen diesen drohenden Krieg aufzutreten. Das ist wohl  kaum zu erwarten.

2 Gedanken zu “Die USA, der Iran, und der vierte Golfkrieg

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