CoViD-Pandemie trifft auf Spekulationsblase

Dr. Alexander von Paleske —– 14.3. 2020 —–

Am 26.12. 2019, also vor rund 3 Monaten, wurde hier  ein Artikel veröffentlicht mit dem Titel

Droht bald die nächste Weltfinanzkrise?

Darin hiess es u.a.:

In diesem Casinobetrieb der Derivate, der Kreditabsicherungen, Währungsabsicherungen, Rohstoffabsicherungen, Zinsabsicherungen  etc ist mittlerweile die schier unglaubliche Summe von 200 Billionen US-Dollar angekommen.Weitere Untersuchungen zeigen, dass von diesen 200 Billionen US-Dollar Derivaten angeblich nur weniger als 10% dem eigentlichen Zweck der Absicherung dienten, sondern die Masse der reinen  Spekulation.  Mit anderen Worten: Geld sucht Investitionen, was aber  nicht in neue Techniken, in Umweltschutz, in die Infrastruktur  etc. fliesst, sondern das Geld wird in einem unvorstellbaren Umfang ins Derivate-Casino geschafft, um dort mit Glück noch viel mehr rauszuholen.

Die finanziellen Massenvernichtungsmittel  der  Credit Default Swaps (CDS), also Kreditversicherungen von 2008, sind somit auch noch die Zinswetten-Risiken  von heute, hier insbesondere die REPO-Overnight-Zinsen.

Und wie es im Casino  heisst : Rien ne va plus, wird das auch der Schreckensruf in der Finanzkrise sein .

Das Fazit lautete:

So ist  heute das Risiko eines Finanzcrashes noch grösser als vor der letzten Weltfinanzkrise 2008, denn ein Abschwung der Wirtschaft steht bevor, Argentinien hat gerade seine Zahlungsunfähigkeit erklärt. Das südamerikanische Schwellenland  ist praktisch pleite, befördert noch durch Eintreibung von Milliardenbeträgen durch sogenannte Geierfonds wie Elliott.

 Allerdings besitzen– abgesehen vom massiven  Gelddrucken mit konsekutiver galoppierender Inflation – die Regierungen  keinerlei wirksame Instrumente mehr, um dem Dammbruch zu begegnen. Schon ein Jahr zuvor wurde hier auf die Gefahr einer Weltfinanzkrise verwiesen.

Die nächsten Monate werden zeigen, wohin die Reise geht.

Das wissen wir nun: in Richtung Weltwirtschafts- und Finanzkrise, und in eine Rezession.

Corona-Virus-Pandemie  als Trigger

Allerdings wurde, obwohl das Virus damals  bereits unterwegs war, die weltweite Ausbreitung des Corona Virus noch nicht vorhergesehen. Heute muss festgestellt werden: Anders als die Finanzkrise 2008, steht jetzt die Wirtschaftskrise im Vordergrund, der die Finanzkrise zügig nachfolgen dürfte.

Die Wirtschaftskrise setzt sich zusammen aus  einem Produktionsrückgang oder sogar Produktionsstopp durch die Epidemie und Quarantänemassnahmen, zunächst in der Volksrepublik China, gefolgt unmittelbar von einem Absturz der Nachfrage nach Dienstleistungen, die wiederum einen Nachfragestopp an Gütern und Dienstleistungen nach sich zieht, gefolgt von der Finanzkrise.Allerdings muss befürchtet werden, dass die Finanzkrise von 2008/2009 nur ein “Walk in the Park” verglichen mit dem ist, was uns jetzt wohl erwartet.

Damals besassen die Zentralbanken noch Instrumente, um einzugreifen, wie Zinssenkungen, Aufkauf von Anleihen,Rettung maroder Banken, wie die Hypo Real Estate, letztere kostete  alleine 100 Milliarden Euro an Steuergeldern.

Die Commerzbank musste ebenfalls gerettet werden, in einer Weise, dass der Deutsche Staat Milliarden Euro hineinpumpte, um einen Bankrott zu verhindern, und im Gegenzug Anteilseigner wurde, was er in reduzierter Form heute immer noch ist.

Schrottanleihen en masse

Das Anleihe-Kaufprogramm der EZB geschah  ohne grössere Prüfung der echten Ueberlebensfähigkeit der Betriebe, also auch Anleihen, die auf dem freien Markt keinerlei Bonität geniessen, sogenannte Schrottanleihen. Darunter z.B. auch Anleihen der Firma Steinhoff Möbel, Bankenanleihen maroder Banken, Staatsanleihen von Ländern, die ohnehin schon in Schwierigkeiten stecken .

Damit, und mit der Nullzinspolitik, hat die EZB prinzipiell nicht überlebensfähige Betriebe aber auch  Banken (“Zombies“) am Leben erhalten, und sich so verhalten, als dauere die  Finanzkrise weiter an, sodass  für die Bekämpfung einer echten Finanzkrise dann kein “Pulver”mehr vorhanden ist.

Die Antwort der EZB in dieser Woche auf die sich ankündigende Wirtschaftskrise war dann auch nur einfach ein “Weiter so”.

EZB: Weiter so

Die Märkte hatten erwartet, dass ein Riesen-Euro-„Injektionsprogramm“ aufgelegt würde, das vor allerm die Cash-Krise im Repo-Markt   beseitigen, also das Uebernacht- Bereitstellen von Cash. Da  die Banken in einer Krise sich misstrauen, muss eine   Notenbank eingreifen.. Das tat die EZB jedoch nicht bzw. nicht im erwarteten Umfang. Auch wurde ein grosses Hilfsprogramm für notleidende Unternehmen, gross und klein, erwartet – vergeblich.    

Da die EZB also nur auf einem modifizierten “weiter so” verharrte, war von Interesse, was nun die Deutsche Bundesregierung zu tun gedenkt.

Die will nun mit einem Multimilliardenprogramm dafür sorgen, dass notleidende Firmen liquide bleiben, also nicht in die Insolvenz rutschen, auch wenn sie z.Zt nichts mehr produzieren, oder z.Zt kein Interesse an deren Dienstleistungen besteht, wie Urlaubsreisen (Kreuzfahrten, Flüge) oder aber sie wegen Verkehrsbeschränkungen oder Verbot von Veranstaltungen   nicht angeboten werden. Parallel dazu das Kurzarbeitergeld für betroffene Arbeitnehmer.

Dabei hofft die Regierung inständig, die Virusepidemie möge nach ein paar Wochen vorbei sein, was sie nicht wird – da sind sich die Virologen einig.

Ans Eingemachte

Und nun geht es ans Eingemachte, denn die EZB wird die Druckerpresse in Gang setzten müssen: nicht nur um Anleihen aufzukaufen, sondern die Regierungen mit Cash zu versorgen, der dann wieder weitergegeben werden kann, ob in Italien, Spanien oder Griechenland, alles Länder, die massiv noch leiden werden, z.B. weil der Tourismus Einbrüche in noch nie dagewesenem Umfang erleben wird.

Europa rutscht als Folge davon  in eine  Rezession. Das gekoppelt mit der Finanzkrise, die den Staat auch zwingen wird, Milliardenbeträge in das Finanzsystem zu pumpen, um einen Crash abzumildern.

Die Folge  dieser  ungebremsten Ausweitung der Geldvermehrung dürfte eine Inflation sein, wie sie jedenfalls Deutschland noch nicht erlebt hat. Der Euro droht, als Folge davon, auseinanderzubrechen, denn der Bedarf nach Euros wird in den EU-Ländern höchst unterschiedlich, und von  Solidarität kann zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine Rede sein. Noch nicht einmal eine gemeinsame Regelung von Grenzschliessungen brachte die EU bisher zustande. “Everyone for himself“  lautet die Devise. Und dass China jetzt Italien unter die Arme greift – auch das spricht für sich selbst.

Inflation und Kursverluste

Die Inflation wird nicht nur die Ersparnisse der Menschen, ohnehin schon durch Zinsausfälle beeinträchtigt, fressen, hinzu kommen jüngst die massiven Verluste am Aktienmarkt, der ja als Alternative zum Sparbuch immer wärmstens empfohlen wurde.

Die Löhne werden de facto entwertet, der Konsum bricht ein. Betriebseinschränkungen bzw. Betriebsschliessungen werden mittel- und langfristig Arbeitslosigkeit zur Folge haben.

Wieder wird  es die Masse der Bevölkerung sein, welche die Zeche zahlen muss, aber diesmal um Zehnerpotenzen mehr als 2008/2009

Musste es so kommen?

Es stellt sich die Frage, ob dies nicht hätte verhindert werden können. Die Antwort lautet klar: ja. Aber wie aus der SARS-Epidemie 2002/2003,  haben die Regierungen nichts gelernt..

  • Eine Virusepidemie lässt sich schwerlich dann verhindern, wenn sich das Virus sich wie ein Grippevirus ausbreitet. Aber für die Geschwindigkeit der Ausbreitung ist die Regierung mitverantwortlich, die noch Ende Januar über ihren Gesundheitsminster Spahn verlauten liess, die Epidemie komme nicht nach Deutschland, und, selbst wenn, sei man bestens gerüstet. Alles Quatsch. Statt das Zeitfenster zur Vorbereitung zu nutzen – und zwar europaweit, wozu hat man denn die EU, liess  man wertvolle Zeit verstreichen  nach dem Motto: “Ruhe ist  die erste Bürgerpflicht”.

  – insbesondere die Kreditvergabe an nicht kreditwürdige Firmen einzuschränken,

– die Credit Default Swaps drastisch runterzufahren und wesentlich transparenter zu machen,

– eine Transaktionssteuer beim Handel mit Papieren einzuführen(Tobin-Tax)

– den Sekunden-Aktienhandel (Hochfrequenzhandel) und die Leerverkäufe drastisch einzudämmen.

– den “Casinobetrieb” des Investmentbankings vom regulären Bankbetrieb zu trennen.

2 Gedanken zu “CoViD-Pandemie trifft auf Spekulationsblase

  1. Bei soviel Pennern und Nichtskönnern in den Regierungen, trifft natürlich so ein kleines Virus, Alle ins Mark. Aber da diese Leute schon vorher keine Ahnung von den Folgeerscheinungen ihres Tuns hatten, wird es weiterhin mit dem Fehler des Gelddruckens zugedeckt! Nur die Folgen werden dann wesentlich schlimmer sein, aber das wird dem Michel noch aufgehen!

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