Britischer Premier Boris Johnson, die Covid-19-Krise, und sein “Rasputin” Cummings

Dr. Alexander von Paleske — 25.5. 2020 ——

Heute fuhr vor der Wohnung von Dominic Cummings, Chefberater  und “Rasputin” des britischen Premiers Boris Johnson, ein Lastwagen vor, auf dessen Pritsche ein grosser Bildschirm  befestigt war. Angekommen wurden Videoclips gezeigt,  die  Kurzansprachen des Premiers  nach der Anordnung der Covid-19-Quarantäne  enthielten:

 “So many millions and millions of people across the country have been doing the right thing.”

You should not be meeting family members who do not live in your home.”

Boris dankte den Briten für das strikte Einhalten der Quarantäne, und forderte sie auf, keine Familienmitglieder zu treffen, die nicht mit  in der Wohnung leben.

Vor Cummings Haus

Verhöhnung  von Cummings

Die Aktion vor Cummings Haus war  eine Verhöhnung, denn Cummings dachte nicht daran, sich an diese Regeln zu halten, sondern fuhr im April zweimal 400 km im Auto nach Durham, wo ein Teil seiner Familie wohnt. Das hatten die Zeitungen Observer/Guardian und Daily Mirror am Wochenende aufgedeckt.

Zudem war er zu diesem Zeitpunkt selbst an Covid-19 erkrankt –  vermutlich hatte er sich bei seinem Chef angesteckt, der schliesslich  wegen der Schwere der Erkrankung  auf die Intensivstation eines Londoner Krankenhauses eingeliefert werden musste..

Grosse Empörung

Die Empörung über Cummings Bruch der Quarantäne  und  Ignorierung der Anordnungen der Regierung  war gross: Nachbarn von Cummings beschimpften ihn heute morgen, als er sein  Haus verliess. Einflussreiche Mitglieder seiner eigenen Partei, die Konservativen,  als  auch die schottische Premierministerin  Sturgeon, die selbst ein Regierungsmitglied wegen einmaligen Bruchs der Vorschrifeten entlassen hatte,  aber natürlich auch  die Oppositionsparteien,  forderten  Cummings auf, sofort zurückzutreten, alternativ Premier Johnson ihn unverzüglich zu entlassen.

 Nichts jedoch geschah bis jetzt, denn Johnson und Cummings sind engestens politisch und persönlich miteinander verbunden – wie siamesische Zwillinge. Beide zusammen  sind für  hartgesottene Johnson- Anhänger ein Dream-Team, für viele Briten – selbst Konservative  – jedoch ein duo infernale.

Boris Johnson…

Premier Johnson wäre ohne Cummings nicht Premier geworden, und Cummings könnte seine kruden Vorstellungen, wie das Vereinigte Königreich umgemodelt werden sollte ( in einen neoliberalen Roboterstaat) nicht verwirklichen.

Mehrfach wurde hier bereits über diesen  genialen und völlig skrupellosen Strategisten  berichtet, der bereits drei erfolgreiche Kampagnen  für Johnson und seine Truppe geführt hatte: zuletzt die Kampagne für den Ausstieg Grossbritanniens aus der EU (Brexit) – gut dargestellt in dem Film Brexit –  und die Parlamentswahlen im Dezember 2019 .

Einfluss ohne Verantwortung

 Cummings  will selbst keine politische Verantwortung übernehmen, sondern  kommt lieber “durch die Tapetentür”,  um Boss Boris politisches Gift ins Ohr zu träufeln, darunter auch der mehrwöchige Zwangsurlaub für das britische Parlament im November letzten Jahres,  der dann vom Obersten Gericht als rechtswidrig und nichtig  gekippt wurde.

Selbstverständlisch scheut Cummings in seinen Kampagnen nicht vor Lügen zurück, wie die NHS- Lüge in der Brexit Kampagne – die gesparten Brüssel-Millionen sollten in den Nationalen Gesundheitsdienst (NHS) fliessen – ein Gesundheitsdienst, der in den vergangenen Jahren von den Konservativen bereits durch massive Mittelkürzungen “ausgehungert” wurde,  und deshalb schlechtestens auf die jetzige Covid-19 Pandemie vorbereitet war: Es fehlte selbst an Schutzkleidung.  Tausende von  Pflegern und Aerzten infizierten sich, mehr als 200 verstarben als Folge davon.

Cummings und Covid 19

Auch in Sachen Covid-19 hatte Cummings dem Premier Gift ins Ohr geträufelt:

Originalton Cummings:

 „Vorrang muss dem Schutz der Wirtschaft zukommen – es sei halt Pech, wenn es bedeutet, dass ein paar Rentner dabei draufgehen“.

Dass sein Chef Boris  – selbst  noch kein Rentner – an Covid-19 erkranken würde, und dessen Leben auf Messers Schneide stand, damit hatte er wohl zuallerletzt gerechnet.

Erst mal Pause machen

Aber, gemäss Cummings Empfehlungen:

  • genehmigte Johnson  sich,  statt alle Register geggen die Covid-Pandemie zu ziehen,  und Zustände wie in Italien zu verhindern,  erst einmal einmal einen zweiwoechigen Urlaub in  Chevening.
  • Brüstete sich am  3. März  sich mit seiner Furchtlosisgkeit vor Covid-19, und posierte für die Kameras, wie er  Menschen, die an Covid erkrankt waren, die Hand schüttelte.
  • Ging  am 7. März zu einer Grossveranstaltung nach Twickenham, einem   Rugby Match zuzuschauen.
  • Nahm nicht an  5 Sitzungen des Krisenauschusses COBRA – ein Novum –  nicht teil.
  • Bereits zuvor,  am 2. Februar, griff  Johnson die Quarantänemassnahmen in Wuhan/China an, die erfolgreich die Epidemie dort eingrenzten.

We are starting to hear some bizarre autarkic rhetoric, when barriers are going up

schwadronierte er.

Todesrate, die sich sehen lassen kann

Er setzte stattdessen zunächst auf  Massen-Immunität, mit desaströsen Folgen. Die notwendigen Massnahmen wurden so  für  Wochen verschleppt.

 Das Resultat: Offiziell sind im Vereinigten Königreich  bis heute 36.793 Menschen an Covid-19 verstorben –  mehr als viermal so viel wie in Deutschland, bei rund 20 Millionen weniger Einwohnern in Grossbritannien.  Eine Todesrate, die sich sehen lassen kann –  negativ versteht sich.

Als das SarsCoV-2 Virus  schliesslich auch nach Johnson  griff, und er mit Covid 19  schwer  darniederlag,  sogar  auf die Intensivstation eines Londoner Krankenhauses musste, da hatte er rasch noch hatgesottene Brexetiers wie Dominic Raab und Priti Patel mit der Führung seiner Amtsgeschäfte betraut. Beide hatten  Null-Ahnung in Sachen Krisenbewältigung.

Cummings macht weiter

Aber Cummings wäre nicht Cummings, wenn er nicht unter Ueberschreitung seiner Kompetenzen einfach weitermachte, also nicht nur seine Familie in Durham besuchte, sondern auch noch in  Sitzungen des. Wissenschaftlichen Beraterkreises Scientific Advisory Group for Emergencies (Sage) des Premiers, auftauchte. Dort,  wo Wissenschaftler berieten, wie am besten auf die Pandemie reagieren,  und wo Cummings nichts zu suchen hatte,denn erst nach einer Uebereinkunft sollten die Vorschläge an den Premier weitergereicht werden.  

 Cummings, der  zu den wissenschaftlichen Debatten und  Erkenntnissen nichts beitragen konnte, fungierte als eine Art Kundschafter, der ein momentanes Stimmungsbild der Fachleute unverzüglich an den Premier liefern konnte.

Rasputin und Abrissbirne

Cummings, eine Art Rasputin der britischen Regierung, oder, wie der Guardian schrieb.

Dominic Cummings was brought in by Johnson to swing a wrecking ball at Whitehall, local councils, the BBC and anything that smelled of good government. No surprise that those who don’t believe in the state have made the worst possible fist of running it in a crisis. Brexit embodied their mindset: break away, break things and disrupt

Frei übersetzt: Cummings soll und will alles kaputt machen, was nach gut geordnetem Staat riecht .

Die erwartbaren schlimmen Folgen des zu erwartenden harten Brexit sollen der Corona-Epidemie zugeschrieben werden . Jetzt fehlt nur noch, dass US- Präsident Trump die Präsidentschaftstwahlen verliert. Johnsons  Stütze für seine Post-Brexit-Pläne wäre damit futsch.

Der Guardian schrieb:

 “Boris Johnson ist der falsche Mann  zur falschen Zeit für den falschen Job ”.

 Wohl wahr. Das gilt allerdings auch für seinen „siamesischen Zwilling“  “Rasputin”  Dominic Cummings.

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